DJs kümmern sich um die Nachbarschaft

SOLIDARITÄT Ein Freundeskreis in Mitte organisiert eine Party für ein 31-jähriges Gewaltopfer

Auch in Mitte funktioniert die Nachbarschaft manchmal noch. Anfang Juni wurde der 31-jährige Felix S. im Innenhof seines Wohnhauses in der Auguststraße von zwei jungen Männern zusammengeschlagen. Im Krankenhaus wurden ein doppelter Jochbeinbruch, zersplitterte Wangenknochen und eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt, berichten NachbarInnen aus dem Kiez rund um die Heckmann Höfe. Sie veranstalten am heutigen Freitag eine Spendenparty für Felix S. Das Motto: „Anteilnahme, Mitgefühl, Gegengewalt“.

„Felix ist die gute Seele vom Kiez“, sagt sein Freund Roland Curth. Curth betreibt die Flowbar in der Tucholskystraße 32. Dort legen ab 21 Uhr zahlreiche mit Felix S. befreundete DJs, wie DJdesvolkes, ED 2000 und Janosch Ulm auf. Der Eintritt soll erwürfelt werden, sagt Curth. Der Erlös gehe zu 100 Prozent an den gerade arbeitslosen S.

Felix S. habe öfter bei ihm im Laden gearbeitet und packe auch sonst immer mit an, wenn Hilfe im Kiez gefragt sei, sagt Curth. Jetzt müsse sich die Nachbarschaft um ihn kümmern. Bis heute könne er kaum über den Vorfall sprechen.

Barbara Gebhardt wohnt ein Stockwerk unter S. Am Abend des 8. Juni hörte sie plötzlich die Stimme ihres Nachbarn aus dem Innenhof. Es folgte das Geräusch dumpfer Schläge. Gebhardt eilte zum Fenster: Unten sah sie ihren Nachbarn am Boden liegen – von den Tätern keine Spur.

S. habe ihr später erzählt, wie es so weit gekommen sei: Von seinem Fenster aus hätte er zwei junge Männer aufgefordert, nicht in den Innenhof zu pinkeln. „Der dunkle Innenhof ist wirklich ein ganz beliebter Pinkelplatz“, sagt Gebhardt. „Komm doch runter“, hätten die beiden Männer Felix zugerufen. Das hätte er am Ende besser nicht getan.KERSTIN DEMBSKY