: „Wo ist Böhrnsen, wenn’s um Bildung geht?“
BILDUNGSPROTESTE Unter großer Medienaufmerksamkeit hatten die Schüler des Schulzentrums Findorff am Donnerstag ihre Schule besetzt. Wir sprachen mit dem Sprecher des Schülerprotestes, Sercan Alkaya
■ 18, Schüler am Schulzentrum Findorff, Sprecher der Gruppe der Schüler bei den Jusos in Bremen-Stadt, Mitarbeiter im Büro des SPD-Bundestagsabgeordneten Carsten Sieling.
taz: Sie haben einen Tag die Schule besetzt – haben Sie Ihre Forderung, dass ein Referendar eingestellt wird, durchgesetzt?
Sercan Alkaya: Die Senatorin hat den Schulleiter zu einem Gespräch eingeladen …
Schon das ist ein Erfolg der Streikankündigung?
Ja. Die Senatorin hat das Problem anerkannt und gegenüber dem Schulleiter eine Lehrerstelle in Aussicht gestellt.
Aber nicht für Lars Hirschfeld?
Das ist offen, er hat inzwischen ein Angebot aus Bremerhaven.
Ist er ein guter Lehrer?
Ja. Herr Hirschfeld gibt bei uns Politik und Deutsch in der Oberstufe, er ist sehr beliebt.
Warum müssen Schüler streiken, um eine sinnvolle Lehrerstellen-Besetzung zu erreichen?
Wir hatten uns vorher mit dem Problem an die Bildungsbehörde gewandt. Aber vergeblich.
Sie sind Schüler-Juso-Sprecher, Sie könnten die Bildungssenatorin direkt ansprechen.
Frau Jürgens-Pieper ist verantwortlich für das Bildungsressort, der Koalitionspartner ist verantwortlich für das Finanzressort. Wir müssen einen Konsolidierungspfad einhalten, den ich in dieser Form als neoliberal kritisiere, solange auf Einnahmemöglichkeiten – etwa bei der Gewerbesteuer ab 2013 – verzichtet wird. Leider hält sich der Genosse Jens Böhrnsen aus der Diskussion heraus. Man könnte mehr Haushaltsumschichtungen vornehmen zugunsten der Bildung. Die Frage ist, wo ist Jens Böhrnsen mit seinem Engagement für eine gerechte und soziale Stadt, wenn es um die Bildung geht? Wir haben bisher nicht gehört, dass er sich bei diesem Konflikt mit der Finanzsenatorin eingemischt hätte.
Hatte der Koalitionsausschuss das Thema nicht geklärt?
Die Senatorin hatte gesagt, dass die Finanzierung für 170 Lehrerstellen fehlt. Das musste mit dem Finanzressort geklärt werden. Der Koalitionsausschuss hat aber nur 110 Stellen bewilligt. Das ist das Problem jetzt. Wir haben die Inklusion beschlossen, das ist gut, geht aber zu schnell, wenn man das Geld dafür nicht bereitstellen will. Interview: kawe