: Medienpolitik für Starke
Rüttgers‘ „Cluster-Strategie“ findet in Köln erste Freunde
Mit ihrem Paradigma „Fordern und Fördern“ suggerierte die rot-grüne Regierung in Nordrhein-Westfalen Gerechtigkeit: Wir fordern zwar, aber wir fördern auch. Bei der Übersetzung dieses Leitsatzes in das Ressort Medienpolitik lief Ende der 90-er Jahre irgendetwas schief. Denn das Ergebnis hieß allzuoft: Wir fördern auch dort, wo wir eigentlich gar nicht gefordert sind, also mit der „Gießkanne“. Dieses Gartengerät wurde unter dem nüchtern kalkulierenden SPD-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück weggepackt und durch eine „Gerätegruppe“ ersetzt, im Englischen „Cluster“ genannt. Wahlweise wird Cluster auch mit Büschel, Anhäufung oder Schwarm übersetzt. Wenn wie in Köln, Düsseldorf und Dortmund ganze Schwärme von Filmemachern, Werbetextern oder IT-Programmierern auftreten, dann ist das ein sicheres Zeichen für einen Cluster.
Mit Gerechtigkeit hält sich die kürzlich vereidigte CDU/FDP-Landesregierung nicht auf und deshalb lautet ihr Leitspruch auch nicht „Fordern und Fördern“, sondern „Stärken stärken“. Die Rede von den Clustern hat CDU-Regierungschef Jürgen Rüttgers aber von seinem Vorgänger übernommen, denn die passen ja gut ins Konzept. In seiner medienpolitischen Grundsatzrede auf dem Medienforum NRW nannte Rüttgers Köln und Düsseldorf als Cluster, also als Starke, die zu stärken seien.
Die Starken – und die sich dafür halten – nehmen den Slogan natürlich gerne auf, allen voran die Kölner CDU. Deren Arbeitskreis Medien hat jetzt ein Strategiepapier vorgelegt, mit dem der starke Standort Köln noch stärker werden soll. Der AK-Vorsitzende Thomas Rossenbach tat bei der Vorstellung des Papiers vergangene Woche sein Bestes, um den alten Wein schmackhaft zu machen, den die CDU da servierte. „Stärkere Bemühungen zur Positionierung des Films in Köln“ fordert die Union zum Beispiel, „mehr Filmproduktionen im Coloneum“ sowie die „Schaffung einer Filmhochschule“. Mit seiner „Strategie“ wird der Kölner Arbeitskreis vielleicht Jürgen Rüttgers beeindrucken. Die Branche ist allerdings schon drei Schritte weiter und entscheidet außerdem am liebsten selbst, wo sie ihre Cluster bildet. Aber keine Angst: Wenn sie Köln bevorzugt, wird das auch der Arbeitskreis Medien der CDU nicht verhindern.
SEBASTIAN SEDLMAYR