Des Königs neue Immobilien

GENTRIFIZIERUNG Markus Schreiber, einst Bezirksamtsleiter in Mitte, vermarktet jetzt Luxusobjekte am Hansaplatz. Dabei holt ihn ein alter Konflikt wieder ein

Der Platz im Herzen des Stadtteils St. Georg wurde 2011 für zwei Millionen Euro neu gestaltet und verkehrsberuhigt.

■ Im Juli hatten Pläne des Bezirksamts, den Straßenstrich vom Hansaplatz nach Rothenburgsort zu verlegen – aber auch die zunehmende Kriminalisierung der Sexarbeit im Stadtteil – für Proteste gesorgt.

■ Eine Belebung durch Außengastronomie und Sondernutzungen ist eigentlich erwünscht, gerade bei größeren Veranstaltungen verdient der Bezirk so auch Geld.

■ Während andere Gastronomen Genehmigungen bekamen, wurde sie dem „Hansa-Treff“ verwehrt.

Die immobilienwirtschaftlichen Aktivitäten von Ex-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber in St. Georg werfen ein neues Licht auf den Konzessionsstreit um das dortige Lokal „Hansa-Treff“. In der Hamburger Morgenpost präsentierte Schreiber jetzt eine neue Luxusimmobilie am Hansaplatz 7. Im Erdgeschoss des Hauses entsteht demnach ein Weinlokal mit Außengastronomie. Eine solche bleibt dem benachbarten Hansa-Treff weiterhin verwehrt – entgegen einer Empfehlung des Verwaltungsgerichts. Das nämlich hatte sich für eine probeweise Sondernutzung ausgesprochen.

Wegen des Todes von Pflegekind Chantal trat Schreiber im Februar 2012 als Bezirksamtsleiter zurück und stieg Mitte April in die Immobilienwirtschaft ein. Heute ist Schreiber Prokurist für die Außenalster WPB Holding. Gegründet wurde die Firma 2010, im September des selben Jahres kaufte sie das Haus Hansaplatz 7. In die Konzessionsstreitigkeiten um die Kneipe nebenan hatte Schreiber sich noch als Bezirkschef im Oktober 2011 eingeschaltet. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, sagt er nun gegenüber der taz. Grund für die verweigerte Sommerterrasse seien Anwohnerbeschwerden.

Und dann räumt er doch noch einen Zusammenhang zwischen seiner neuen Tätigkeit und dem Hansaplatz ein: Die Immobilienfirma habe ihn gefragt, ob er für sie arbeiten wolle, weil man sich von dem Objekt her kannte. Wegen Fragen zu Baurecht und Denkmalschutz sei die Holding früher schon mal auf ihn zugekommen.

Der Anwalt der Hansa-Treff-Betreiber, Axel Max, findet Schreibers Aktivitäten „hoch interessant“: Eine Position als Prokurist im Baugewerbe falle ja nicht einfach vom Himmel. Wenn Schreiber nach seinem Rücktritt im Immobiliengeschäft am Hansaplatz tätig sei, rieche das zum Himmel, sagt Max.

Die Hansatreff-Betreiber dürfen immer noch keine Tische und Stühle auf den Platz stellen. Dabei hatten sie sich mit dem Bezirksamt bei einer Gerichtsverhandlung auf einen Vergleich verständigt. Das Gericht hatte sich für eine probeweise Erteilung der Sondernutzung ausgesprochen.

Wegen „Sicherheitsbedenken, die von den Gästen der Kneipe ausgehen“, ruderte das Bezirksamt dann aber zurück. Anwalt Max vermutet, dass der Bezirk mit der Entscheidung keinen Präzedenzfall schaffen will. Außerdem, mutmaßt er, könne man seinem Mandanten auf diese Weise weiter schaden. Nun wird das Verwaltungsgericht die Sache entscheiden müssen. LKA