Der Sammler

Seit Jahren sammelt Thorsten Brinkmann, was anderen als Müll gilt, auf Flohmärkten, dem Sperrmüll oder in Second-Hand-Läden. „Die Quellen sind immer obskur und ergiebig“, sagt er. In seinem Atelier hortet Brinkmann den Abfall der Zivilisation und speist daraus seine inszenierten Selbstporträts, Skulpturen und Installationen. 2011 erhielt er für seine Arbeit den Kunstpreis Finkenwerder – wie vor ihm schon Neo Rauch oder Daniel Richter.

Aktuell ist eine Arbeit Brinkmanns Teil der Ausstellung „Alice im Wunderland der Kunst“ in der Hamburger Kunsthalle. Parallel läuft in Mexiko-Stadt eine Einzelausstellung. Seine Kunst zu beschreiben, fällt dem 41-Jährigen schwer. „Sie geht einfach in zu viele Richtungen“, sagt er. Großen Raum in seinem Schaffen nehmen Brinkmanns Selbstporträts ein – auf denen er aber nie zu erkennen ist. „Mein Kopf ist halt verhüllt. Es ist für mich nie von großem Interesse gewesen, sichtbar zu sein.“

In Hamburg studierte der gebürtige Herner an der Hochschule für bildende Künste. Die Stadt reizt ihn, er will bleiben – auch wenn der Mietvertrag für sein Atelier 2013 ausläuft. Nach Berlin hat es ihn, anders als viele Kollegen, nie gezogen.

Seit fünf Jahren kann er von seiner Arbeit leben. Davor verdiente Brinkmann seinen Lebensunterhalt in einer Bar, schlug sich die Nächte um die Ohren. Heute genießt er es, tagsüber zu arbeiten und so mehr Zeit mit seiner sechsjährigen Tochter verbringen zu können. Trotzdem ist die Arbeit kräftezehrend. Vor allem die Bürokratie, die der Erfolg mit sich bringe. „Das hat uns im Studium keiner beigebracht.“ Auch jene drei Stunden am Tag, in denen er E-Mails beantwortet, würde er lieber seiner Kunst widmen. Er freut sich aber über das Interesse.

Nur die Summen, die Sammler zu zahlen bereit sind, erstaunen ihn nach wie vor. Unter 4.000 Euro ist ein Brinkmann heute nicht mehr zu haben. „Momentan hab’ ich Glück“, sagt er. Statt Kunst sammelt er selbst weiter Sperrmüll.  ALW