: Im Zeichen der Schaufel
Weil Sommer ist und viele Hamburger im Urlaub sind, wird überall gebaut. Der Horner Kreisel bekommt Ampeln, der HVV beginnt am Berliner Tor mit dem Umbau des U-Bahnnetzes. Die geplante U 4 soll nach Billstedt fahren statt nach Steilshoop
von Gernot Knödler
Während halb Hamburg Urlaub macht, bringen andere das Verkehrssystem der Stadt auf Vordermann. Die S-Bahn renoviert die Stationen Reeperbahn und Stadthausbrücke, die Hochbahn bereitet eine Umorganisation ihres Streckennetzes vor und die Stadtentwicklungsbehörde ertüchtigt den Horner Kreisel. Der Zeitraum ist bewusst gewählt, denn wer nicht da ist, kann sich nicht über Staus und Warterei ärgern.
Die Hochbahn will bis 2009 die alte Ringlinie wieder aufleben lassen. Deshalb wird die U 3 die Strecke vom Berliner Tor über Barmbek nach Wandsbek-Gartenstadt von der U 2 übernehmen. Dafür übernimmt die U 2 den östlichen Ast der U 3 und fährt künftig von Niendorf-Nord bis Mümmelmannsberg durch.
Die Hochbahn kann durch diese Umorganisation auf der Strecke Berliner Tor–Mümmelmannsberg mehr Menschen transportieren. Schon heute ist dieser Ast mit 70.000 Fahrgästen am Tag der am stärksten frequentierte Abschnitt des U-Bahnnetzes. Während hier Bahnsteige zur Verfügung stehen, an denen 120 Meter lange Züge halten können, gibt es an der ehemaligen und zukünftigen Ringbahn nur 90-Meter-Bahnsteige, sodass die Kapazität des östlichen Astes gar nicht ausgenutzt werden kann. Die U 2 nach Niendorf-Nord dagegen ist für 120-Meter-Züge ausgelegt, die künftig durchfahren können.
Um das zu ermöglichen, müssen jedoch die Gleise im Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Berliner Tor umgebaut werden. Am 1. August gräbt die Hochbahn die erste Baugrube in der Adenauerallee. Der Autoverkehr wird auf die Nebenfahrbahn umgeleitet. Bis 2008 wird nacheinander in verschiedenen Gruben gearbeitet. Nach dem Einbau neuer Signal und Sicherungstechnik soll die neue Strecke noch im ersten Halbjahr 2009 ans Netz gehen.
Damit wären auch die Voraussetzungen für die neue U 4 geschaffen, die nicht mehr, wie vom ehemaligen Senator Mario Mettbach geplant, von der Hafencity nach Steilshoop führen soll, sondern nach Mümmelmannsberg. Wenn es gelingen sollte, die Hafencity bis 2011 anzuschließen, erhielte die stark befahrene Strecke Unterstützung durch eine zweite Linie. „In der Zukunft können so Verstärkerfahrten verringert und die Wirtschaftlichkeit weiter verbessert werden“, hofft die Hochbahn. Wann und wie Bramfeld und Steilshoop ans U-Bahnnetz angeschlossen werden sollen, ist dagegen offen. Noch in diesem Jahr würden verschiedene Varianten geprüft, sagt Kerstin Feddersen, die Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde.
Auch die S-Bahn baut. Bis Freitag und wieder vom 25. bis 29. Juli werden die S-Bahnen zwischen Altona, Landungsbrücken und Hauptbahnhof nur alle 20 Minuten verkehren, wobei die Fahrgäste an den Landungsbrücken umsteigen müssen. Die S-Bahn empfiehlt, den City-Tunnel zwischen Landungsbrücken und Hauptbahnhof ganz zu meiden, weil sich die Fahrzeiten um bis zu 20 Minuten verlängern könnten, und statt dessen die S-Bahnen über Dammtor oder die U-Bahn zu benutzen.
Eine Verbesserung gibt es ab heute an der Kattwykbrücke. Sie kann von Fußgängern und Radfahrern wieder benutzt werden. Autos und Züge dürfen sie erst Ende Oktober wieder passieren.
Bis Ende September wird das wichtigste Verkehrsbauwerk für Anhalter modernisiert: der Horner Kreisel. Der 68 Jahre alte Ring wird zum ersten Mal grundlegend saniert und dem heutigen Verkehr angepasst. „Man sagt, Kreisverkehre funktionierten in der Regel für bis zu 25.000 Fahrzeuge täglich“, sagt Feddersen. Den Horner Ringelpietz machen aber gut dreimal so viele Wagen mit, sodass es zu Staus und Unfällen kommt. Die Einfahrten zum Kreisel werden deshalb mit Ampeln versehen. Für die Zeit des Umbaus hat die Behörde auf dem Kreisel eine provisorische Kreuzung errichten lassen.