Schlaflos wegen Vattenfall

Es ist wie David gegen Goliath, doch diesmal kämpft eine Frau gegen den Riesen. Kerstin Lueckow möchte den Bau des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) in Wedel „mit allen Mitteln“ verhindern. Es soll dort entstehen, wo momentan noch ein Kohlemeiler steht. In knapp einem Jahr soll der Bau beginnen.

Lueckow las von diesem Plan in einer Lokalzeitung, wurde neugierig, recherchierte, stellte sich Fragen wie: Wie groß wird das GuD? Läuft das das ganze Jahr? „Nachdem ich die ersten Informationen hatte, konnte ich eine Nacht nicht schlafen“, schreibt sie in ihrem Blog. Morgens saß sie auf ihrer Terrasse, lauschte den Vögeln. „Dabei bin ich traurig geworden und habe mich gefragt, wie lange es hier noch so sein wird. Höre ich künftig nur noch Kraftwerksturbinen?“

Die 45-Jährige kaufmännische Angestellte fand bei ihrer Recherche heraus, dass Vattenfall die Bürger Wedels erst im Oktober en detail über das Kraftwerk informieren möchte. Das machte sie stutzig, denn die Frist für eine Bürgerbeteiligung im Genehmigungsverfahren läuft im September aus. Ergo hätte man im Oktober nicht mehr die Möglichkeit, gegen das Kraftwerk vorzugehen, falls es einem stinkt.

Lueckow schloss sich mit anderen Anwohnern zusammen, klärte auf, fragte nach. Das Ergebnis ist eine am Donnerstag gegründete Bürgerinitiative, die GuD verhindern möchte. Die Kritik: Es sei nicht weit genug vom Wohngebiet entfernt, zudem werde es, anders als das Kohlekraftwerk, das ganze Jahr über in Betrieb sein und in erster Linie Hamburg mit Fernwärme beliefern statt Wedel. Vattenfall hätte das Kraftwerk auch im Industriegebiet des Hamburger Stadtteils Stellingen bauen können, doch das wäre teurer.

Ziel der Initiative ist nun, Gutachten, Unterlagen und Pläne Vattenfalls zu überprüfen und rechtliche Einwende einzubringen. „Wir wollen unsere Rechte als Bürger wahren“, sagt Kerstin Lueckow. „Schließlich geht es hier um den Bau eines der größten deutschen Gaskraftwerke am Rande eines Wohngebiets.“  AMA