: Ein Jännertal
Der arme Januar – retten wir ihn ein für allemal!
Lichtlos, alte Weihnachtsschokolade und ollen Stollen vor sich herschiebend: Der frostige Monat Januar ist auch jenseits der pestigen Geißel Corona seit eh und je nicht gut beleumundet; im Finanzsprech unserer geldigen Zeit würde man ihm alles andere als ein A++- oder gar Triple-plus-Rating verpassen. Er nervt der Januar oder Jänner, wie sie ihn jämmernd jännernd in Österreich und Südtirol benennen. Ja, der Januarjänner, er ist die freudlose einspurige Gasse ins neue Jahr, zumindest auf der nördlichen Halbkugel unserer Erde. Auf der Südhalbkugel schleckt man derweil meist Eis. Auch für den heutigen, den 28. Januarjänner können wir nichts historisch-kalendarisch Positives berichten, außer vielleicht, dass er nach dem Todestag Karls des Großen, dem alten Reisekönig und späteren Kaiser, als Karlstag bezeichnet wird. Im Jahre 1204 etwa, das damalige Wetter können wir selbst im allwissenden Netz nicht mehr rekonstruieren, wahrscheinlich war es jännerlich lausig, 1204 also wählte man Nikolaos Kanabos gegen seinen Willen zum Kaiser des Byzantinischen Reiches. Nur wenige Tage später wurde er abgesetzt – und zum Dank auch noch gemeuchelt. Ein Jännertal! Eines von vielen. Die Wahrheit fordert darob eine gregorianische Zeitrechnung 2.0: Auf Silvester folgt nahtlos der 1. Februar.
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