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Archiv-Artikel

Auslandsbanken reißen sich um deutsche Spargroschen

EUROKRISE Institute aus Osteuropa oder den Niederlanden drängen auf den hiesigen Markt

FRANKFURT rtr | Eigentlich ist der deutsche Bankenmarkt alles andere als sexy. Maue Renditen und viele risikoscheue Sparer – und doch buhlen immer mehr ausländische Institute um die Spargroschen der Deutschen. Der Konkurrenzkampf dürfte noch härter werden, denn Deutschland gilt in der Euro-Schuldenkrise als sicherer Hafen. „Wir haben mittlerweile zwei- bis dreimal so viele Anfragen von Banken, die sich von uns beim Markteinstieg in Deutschland beraten lassen wollen, als noch vor einem Jahr“, sagt Sven Herrmann, Deutschland-Chef der belgischen IT-Beratungsfirma Callatay & Wouters.

Aus Osteuropa sind unter anderem bereits die beiden größten russischen Banken VTB und Sberbank mit ihren österreichischen Töchtern nach Deutschland vorgedrungen, um private Spargelder einzusammeln.

Seit einigen Wochen sammelt Rabodirect, eine Direktbanktochter der niederländischen Rabobank, Einlagen der deutschen Sparer. Schon vor einem Jahr hat sich MoneYou, die Direktbanktochter der auch aus den Niederlanden stammenden ABN Amro, in Deutschland eingenistet.

Die deutschen Sparer haben keine Scheu, ihr Geld von der Raiffeisenbank oder Sparkasse zu einer Ing-Diba oder Rabodirect zu tragen, wenn es dort ein paar Prozent mehr Zinsen gibt: Laut Bundesbank haben sich die kurzfristigen Sichteinlagen – Tagesgeld und Guthaben auf Girokonten – allein zwischen Mai 2011 und Mai 2012 fast verdreifacht. Bis zu 2,5 Prozent im Jahr zahlen die Banken für täglich verfügbare Einlagen, der Durchschnitt in Deutschland liegt bei etwa 1,39 Prozent.

Seit Ende 2007 haben ausländische Banken in Deutschland nach Daten der Ratingagentur Fitch 114 Milliarden Euro an Spareinlagen eingesammelt – und ihren Marktanteil damit von 12,5 auf 15 Prozent ausgebaut. Institute aus Krisenstaaten wie Spanien oder Portugal ersetzen damit zum einen die Einlagenabflüsse in der Heimat, wo sie überdies höhere Zinsen zahlen müssten als in Deutschland.

Verbraucherschützer raten, das Kleingedruckte zu studieren: Oft werden nur neue Kunden mit lukrativen Zinsen gelockt. Wer länger dabei ist, muss sich mit weniger zufrieden geben. Fraglich ist natürlich auch, ob die Gelder bei einer Pleite des Instituts sicher sind. Bis zu 100.000 Euro sind durch die gesetzliche Einlagensicherung abgedeckt, wenn das Institut eine selbstständige Tochter in Deutschland hat. Ist es Mitglied im Privatbankenverband BdB, greift zudem dessen Einlagensicherungsfonds, bei einigen Instituten dagegen nur die Schutzsysteme der Heimatländer.