LESERINNENBRIEFE :
Danke
■ betr.: „Lust an der Zwangsbekehrung“ von Daniel Bax,taz vom 21. 7. 12, „Der Wunsch nach Maßregelung“, taz vom 17. 7. 12
Danke, Daniel Bax! Natürlich ist Religionskritik, auch eine fundamentale, unbenommen und wichtig. Nur, Änderungen von Glaubensinhalten müssen aus der Religionsgemeinschaft selbst hervorgehen (dazu sind solche Diskussionen sicherlich ein Beitrag) und können nicht durch das Urteil eines Kölner Landgerichts erzwungen werden.
Vielen Dank, Deniz Yücel, für deine knappen polemischen und klugen Worte. Auch die Einleitung zu den „Besser I – IV“-Vorschlägen – die Relativierung des „gesunden Volksempfindens“ – sollte in alle Argumentationen einbezogen werden. Wobei die Religionsgemeinschaften (Jüdische Gemeinde, Muslimische Spitzenverbände) in ihren Stellungnahmen durchaus „dicke Eier“ gezeigt haben.
KATRIN SWOBODA, Frankfurt am Main
Inbesitznahme durch Rituale
■ betr.: „Lust an der Zwangsbekehrung“, taz vom 21. 7. 12
Viele Religionen sichern sich die Inbesitznahme von Gläubigen durch Rituale (Taufe, Beschneidung etc.) von unmündigen/unschuldigen Kindern. Diese Marktstrategie wird mit Händen und Klauen verteidigt. Keine dieser Religionen wird den Fehler machen, sich Gläubige erst bei „den Mündigen“ suchen zu wollen. Ist das keine Zwangsbekehrung? ULRICH HEGEMANN, Greven
Kernkraft kann teuer werden?
■ betr.: „Feinbild Strompreise“, taz vom 19. 7. 12
Wenn Abgeordnete der schwarz-gelben Koalition nur noch über die Kosten der erneuerbaren Energien reden, dann wundern wir uns doch sehr über deren offenkundig kümmerliche Gedächtnisse. Nach Fukushima wissen wir erneut, wie teuer ein Ausstieg aus der Energiewende wird, wenn der GAU passiert. Seit mehr als 30 Jahren weigern sich Politiker der o. g. Parteien, zum Wohle von Menschen und Natur zu entscheiden. Müssen wir es erst auf eine Katastrophe der „ach so billigen Kernkraft“ ankommen lassen? Es ist sicher auszurechnen, was uns billiger oder teuer kommt, wenn es dann noch etwas zu rechnen gibt. CHRISTL und E. A. SAARBOURG, Karlsruhe
Banken pleitegehen lassen
■ betr.: „Milliarden für Spaniens Banken“, taz vom 20. 7. 12
Die Bankenhilfe generell und speziell für Spanien ist absurd, da das Geld nie bei der Bevölkerung ankommt, sondern nur wieder bei denen, die verstehen, das Geld auf Kosten anderer zu vermehren. Wie wär’s, wenn die Haftung für die aktuelle Situation vom Management der Banken übernommen wird, die sich verspekuliert haben? Am besten wäre eine Haftung mit persönlichem Vermögen einzelner betroffener Bankmanager, statt einer Staatshaftung zu Lasten der sozialen Sicherungssysteme. Die Länder Europas sollten sich überlegen, bei wem sie sich Finanzmittel organisieren. Warum bemerken politische Entscheidungsträger nicht, dass die finanziellen Hilfen auch nur neue Schulden sind, aber diesmal für die Geberstaaten, die diese Finanzmittel auch erst erwirtschaften oder Kredite bei Banken aufnehmen müssen. Daher wäre es mehr als passend, Banken auch pleitegehen zu lassen. RALF KUKE, Erfurt
Banker für jeden Cent dankbar
■ betr.: „1,10 Euro für Blatter“, taz vom 20. 7. 12
Durch ihre Blatter-Kampagne eröffnen sich für mich neue Aspekte des Kapitalismus: kaufen im Sinne von Wertschätzung und -schöpfung. Meine Idee schon vor Jahren, für zum Beispiel Ackermann zu sammeln, dass er mal eine Trillion zusammenkriegt – und damit endlich den Hals voll – wurde zwar im Freundeskreis mit Hinweis auf wirklich Bedürftige nicht mit Begeisterung aufgenommen; wer sich nicht traut, einem Bettler noch Rotgeld zu geben (da darf es schon etwas mehr sein!), kann es dem Banker spenden – der ist für jeden Cent dankbar. Gut, überweisen würde ich noch keinen halben Cent, aber bar einzahlen für diesen guten Zweck sogar jeweils zwei oder drei einzelne, je nach Wohlverhalten bis zu sieben: direkt auf eines seiner Geschäftskonten, gegen steuerlich geltend zu machende Spendenquittung versteht sich. Das hebt nebenbei auch die Beschäftigungsrate. Auch wenn Merkel daraufhin das Rotgeld abschaffte, könnten immer noch einstellige Streu-Einzahlungen an verschiedene verdiente Personen des Finanzwesens mit einem 10-Cent-Stück veranlasst werden. NORBERT KRANZ, Wuppertal
Sex der Waldameisen
■ betr.: „Man muss sich einfach amüsieren“, taz vom 21. 7. 12
Nöö, Leute, dafür bin ich nicht Genossenschaftlerin geworden … Was will ich vom hohlen Getue zu wohlhabender persönlichkeitsgestörter Leute lesen? Gar nichts! Da hätte mich der Sex der Waldameisen im Nordosten Berlins deutlich mehr interessiert. Oder das Sexleben der letzten überlebenden WG in Teneriffa-Nord. Aber Leute, die sich Scheinwelten kaufen – interessant, nur weil es 5.000 Euro pro Nacht kostet? Nee, wirklich nicht. Und dann zwei Riesenfotos, völlig nichtssagend? Da könnt ihr den Rinnstein in Berlin-Marzahn in Makro fotografieren, ist garantiert von Flora und Fauna her interessanter! HENRIETTE HIMMELREICH, Klein-Zimmern