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meinungsstark

Mit Verlaub, das war einfach obsolet

„Baerbock will ins Kanzleramt: Sie bestimmt“,

taz vom 21. 12. 20

Ihnen ist bekannt, dass Ihr Blatt auch in Ostdeutschland gelesen wird. Besonders deshalb kann ich mich nur wundern, dass Ihnen in 30 Jahren nicht aufgefallen sein soll, dass das Geschlecht eines Politikers oder einer Politikerin am Amt das Unwichtigste ist. Ich dachte, wenigstens das hätten Sie trotz westlicher Überheblichkeit inzwischen von der DDR gelernt. Erlauben Sie deshalb bitte, dass ich für alle in der DDR aufgewachsenen Leser stellvertretend feststelle, dass es für uns keine Rolle spielt, ob ein Mann oder eine Frau das Bundeskanzleramt übernehmen will. Sicher, Frau Merkel war aus unserer Perspektive eine mehr als unglückliche Fehlbesetzung. Aber das lag nicht an ihrem Geschlecht, sondern an ihrer Vergangenheit und Herkunft von westdeutschen Eltern. Die FDJ-Sekretäre hatten bei uns ihr Amt meistens, weil sie im Beruf wenig taugten. Die Stellvertreter für Agitation und Propaganda lagen meist eine Stufe darunter. Und Herr Pfarrer Kasner war sowohl bei seinen Amtsbrüdern als auch bei der von ihm hofierten SED mehr geduldet als beliebt. Das durfte ich als Sohn eines evangelischen Pfarrers ungern und unfreiwillig feststellen. Dass das Verfehlen eines gewünschten Amtes beim Kandidaten Schnappatmung hervorruft, ist menschlich verständlich. Politisch ist es uninteressant. Ihr Beitrag war also im Grunde genommen obsolet. Friedrich Rothe, Görlitz

Danke, das war ein Lichtblick

„Es gibt nicht einmal genügend Bettwäsche“,

taz vom 24./25./26. 12. 20

Ein Lichtblick, dass die taz – bekannt als Sprachrohr der Prostitutionslobby – eine qualifizierte Kontroverse zum Thema veröffentlicht. Ein zusätzlicher Lichtblick: Leni Breymaier. Verstörend dagegen: Für ihre Diskussionspartnerin Sylvia Pantel ist Prostitution ein „Treffen“ zweier Personen mit „denselben Neigungen“. Liest man Einträge in Freierforen, kann man sich kaum noch ein zynischeres Argument gegen ein Sexkaufverbot vorstellen. Danke, Leni Breymaier! Danke taz, für dieses erhellende Streitgespräch! Sabine Scherbaum, München

Herdenschutz: Auch das hilft

„Auch Geimpfte sollen noch Abstand halten“,

taz vom 28. 12. 20

70 Prozent der Bevölkerung bis zur Herdenimmunität. Diese angenommene Zahl wird allerdings nicht ausschließlich durch Impfung erreicht, sondern auch durch schon durchlaufene Infektion mit dem wilden Virus. Da die meisten aller Covid-19-Fälle asymptomatisch verlaufen – das RKI gibt an, dass bei 55 Prozent der positiv getesteten Fälle der Krankheitsbeginn unbekannt ist – tragen auch diese zur Erreichung des Herdenschutzes bei. Kora Klapp, Gladbeck

Vergesst die Jugendlichen nicht!

„Auf die Spritzen, fertig, los!“, taz vom 28. 12. 20

Dass die Menschen in den Altersheimen geschützt werden müssen, ist eine Selbstverständlichkeit. Der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen in Deutschland beträgt 22 Prozent. Die Verbreitung des Coronavirus (CV) geht aber nicht von den Heimbewohnern aus. Das CV wird hineingetragen von den Menschen, die das Heim, aus welchen Gründen auch immer, betreten und vorher in Kontakt mit einem Spreader waren. Viele der Pflegekräfte sind noch jung und brauchen ihre sozialen Kontakte. Es gibt eine Altersgruppe, die man auch möglichst bald impfen sollte. Es sind 9,3 Prozent unserer Bevölkerung: die Gruppe zwischen 14 und 24 Jahren. Dieser Gruppe werden aufgrund von Corona wesentliche Einschränkungen in Bezug auf ihr soziales Leben zugemutet. Jeder, der älter ist, weiß, dass dies oft die wichtigsten und auch die schönsten Jahre für das weitere Leben sind. Die Verantwortung dieser Gruppe für sich selbst und andere kann nicht uneingeschränkt von Älteren und Reiferen gefordert werden. Es wäre also ratsam, Jugendliche und Heranwachsende in eine baldige Impfstrategie einzubeziehen. Klaus Zerkowski, Rothenburg

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