: Feuersbrünste aller Art
Menschen, Drachen, Sensationen: Das internationale Festival „Circus acts 4 u“ bringt Kinder und Jugendliche in die Manege. Dort lernen sie unter anderem, „natürliche“ Flammen zu werfen
Rache und Vergeltung sind gefragt. Zum Beispiel dann, wenn eine Gruppe Jugendlicher von Ninjakämpfern mit dem Tod bedroht wird. Rache! Und mal ehrlich: Wer wäre dafür besser geeignet als ein drei Meter hoher, feuerspuckender Drache? Optische Marke Frau Mahlzahn, ihres Zeichens Hausdrache der Augsburger Puppenkiste.
Unterm Kostüm schwitzt Fabian, einer von 60 Jugendlichen, die am internationalen Zirkusfestival „Circus Acts 4 u“ in Bremen teilnehmen. Die anderen kommen aus Polen oder Schweden, Belgien oder Mahndorf – eine Woche lang vereint in der Manege. Seit 1987 findet das Festival am Deich vor den Weserterrassen statt, dieser Tage zum achten Mal.
Der Drache Fabian hat vor fünf Jahren Manegenluft geschnuppert und ist seitdem begeisterter Artist, der Jonglage, Stelzenlauf und Feuersbrünste aller Art beherrscht. Das gehe manchmal mit bösen Asthmaanfällen einher, räuspert er und holt ein Päckchen Lycopodium aus der Tasche. Davon hat er bei jedem Auftritt einen ganzen Mund voll dabei, um mittels Staubexplosion Feuer zu spucken. Lycopodium (auch Teufelsklaue genannt) hat als natürlicher Flammenwerfer viele Vorzüge gegenüber Spiritus und Lampenöl, das früher von fast allen Profispuckern benutzt wurde.
Die haben heute alle keine Zähne mehr, dafür aber Krebs, sagt Ralf Jonas, der Oberdrache. Er gibt seinen Schützlingen Tipps, wie sie Gesundheitsschäden vermeiden – sonst aber ist erlaubt, was gefällt. „Man kann mit fast allem auftreten, wenn man es gut präsentiert“, meint er – und Fabian erzählt, wie er das Flämisch der Belgier und neue Tricks der Schweden lernt. Nebenbei lässt er per Kunststück sein Zopfband von der offenen Hand verschwinden.
Unterstützung für die Jungmagier kommt vor allen Dingen von der EU, sie stellt mehr als die Hälfte des 60.000-Euro-Festivalbudgets. Anders das mittlerweile aufgelöste Kulturhauptstadtbüro: Hier wurde das Projekt zwar in die Förderliste aufgenommen, dann aber zusammen mit den Hauptstadthoffungen begraben. Ralf Jonas ist enttäuscht, das Festival habe doch allen Kriterien entsprochen: „Ehrenamtliche, Jugendliche, alles international. Aber irgendwie ist das wohl keine richtige Kultur.“
A propos Kultur: Während viele Wanderzirkusse ihr Publikum an RTL II verlieren, stirbt das Genre als Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche nicht aus. Die Bremer Zirkusschule Jokes etwa ist vor zwölf Jahren im Rahmen des Festivals entstanden und bietet heute allen Interessierten freie Trainingsmöglichkeiten. Robert Best
Weitere Vorstellungen: Freitag und Samstag vor dem Bürgerhaus Weserterrassen, jeweils um 16 und um 20 Uhr