: Taifun über Manila
ÜBERSCHWEMMUNG Ein Tropensturm hat auf den Philippinen mindestens 144 Menschenleben gekostet. Meteorologen sehen einen Zusammenhang zum Klimawandel
Taifune, Überschwemmungen, Erdrutsche: Die Philippinen werden oft von Unwettern heimgesucht. Die Inselgruppe in Südostasien (7.000 Inseln) mit mehr als 92 Millionen Einwohnern liegt am Rand einer Zone im westlichen Pazifik, die das ganze Jahr über von tropischen Wirbelstürmen erfasst werden kann. Einige schwere Katastrophen der vergangenen Jahre:
■ Juni 2008: Taifun „Fengshen“ kostet weit mehr als 1.000 Menschen das Leben. Etwa 800 sterben beim Fährunglück der „Princess of the Stars“.
■ Dezember 2006: Taifun „Durian“ nimmt mehr als 40 Menschen das Leben.
■ November 2004: Durch Taifun „Muifa“ kommen etwa 80 Menschen um. Mehr als 300.000 Menschen müssen fliehen, 34.000 Häuser werden zerstört.
■ Dezember 2003: Überschwemmungen mit über 300 Toten.
■ November 1995: Taifun „Angela“ fordert mehr als 530 Menschenleben. Der Wind erreicht bis zu 280 Stundenkilometern.
■ November 1991: Durch Taifun „Thelma“ ertrinken mehr als 7.000 Menschen, beziehungsweise sie werden von Trümmern oder Schlammmassen begraben.
MANILA dpa/ap | Ein Tropensturm hat auf den nördlichen Philippinen zu den schwersten Überschwemmungen seit vier Jahrzehnten geführt und vermutlich mehr als hundert Menschen das Leben gekostet. Die Regierung rief für die Hauptstadt Manila und 25 weitere Provinzen den Notstand aus, nachdem am Samstag innerhalb von zwölf Stunden die Regenmenge eines ganzen Monats heruntergekommen war. Am Sonntag waren nach amtlichen Angaben 144 Menschen tot, Dutzende galten als vermisst. Die Philippinen sind immer wieder von Taifunen und Überschwemmungen betroffen. Die philippinischen Hauptstadt war zuletzt 1967 ähnlich überschwemmt worden. Über die jetzigen Unwetter sagte der Leiter der Meteorologiebehörde, Nilo Prisco: „Das kann nur am Klimawandel liegen.“
Der Tropensturm „Ketsana“ ließ ganze Stadtteile Manilas im Hochwasser versinken. Erdrutsche kamen hinzu, tausende von Einwohnern retteten sich vor den Fluten auf die Dächer ihrer Häuser. Rettungsmannschaften bargen unterstützt von Soldaten bis Sonntag mehr als 5.100 Menschen, wie Verteidigungsminister Gilbert Teodoro mitteilte.
Mit Hubschraubern suchten die Streitkräfte nach Menschen, die sich vor den Fluten gerettet hatten. Einige harrten auch in gefährlicher Lage auf Strommasten aus, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Begleitet wurden die Hubschrauber von Booten, die Gestrandete, wenn sie aus der Luft entdeckt wurden, retten sollten. Auch zwei Soldaten kamen bei Rettungsarbeiten ums Leben. Die US-Armee stellte Gummiboote und einen Hubschrauber zur Verfügung, um die völlig erschöpften Menschen in Sicherheit zu bringen.
Von den Überschwemmungen waren rund 300.000 Menschen betroffen, 47.000 wurden in Notunterkünften wie Schulen untergebracht. Viele Menschen verloren in dem Sturm ihr ganzes Hab und Gut, waren aber glücklich, überlebt zu haben. „Wir fangen wieder bei null an“, sagte Ronald Manlangit, ein Einwohner des Vorortes Marikina. Er sei aber froh, dass er alle seine Kinder retten konnte. Ein Ladenbesitzer in Marikina stand vor den Trümmern seines Geschäfts: „Es ist unbeschreiblich, mir fehlen die Worte. Ich habe alles verloren.“ Ebenso erging es einem Taxifahrer, dessen Jeepney-Bus in der Flut versank: „Das ist einfach zu viel für mich, eine Katastrophe. Alles ging so schnell. Plötzlich stand die ganze Straße unter Wasser. Ich konnte nichts mehr retten, bis auf das, was ich am Leib trage.“
Verzweifelte Hilferufe und E-Mails tausender Menschen aus Manila und ihrer besorgten Angehörigen gingen bei Fernseh- und Radiosendern ein. „Mein Sohn ist krank und allein. Er hat nichts zu essen. Bitte schickt jemanden, damit man ihn rettet“, sagte eine weinende Frau im Sender DZBB.
Am Sonntag schien dann in Manila wieder zeitweise die Sonne und zeigte das ganze Ausmaß der Verwüstungen: zerstörte Häuser, umgestürzte Autos und mit Schlamm und Dreck bedeckte Straßen. Müll verstopfte die Abwasserkanäle und trieb auf Flüssen.