Armee kündigt Offensive gegen Rebellen in Aleppo an

SYRIEN Kämpfe in mehreren Städten halten an. Türkei droht mit Militäreinsatz gegen PKK

ALEPPO/ISTANBUL afp | Angesichts des Vormarschs der Rebellen in der syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo hat die Armee eine groß angelegte Gegenoffensive angekündigt. Um die Kontrolle über die Stadt wiederzuerlangen, habe die Armee ihre Truppen verstärkt, verlautete am Donnerstag aus syrischen Sicherheitskreisen in Damaskus.

Die Armee wolle am Freitag oder Samstag mit ihrer Gegenoffensive beginnen, hieß es. Die in der Stadt befindlichen 2.000 Rebellen hätten Unterstützung von bis zu 2.000 weiteren Aufständischen erhalten. Der Flughafen sei von der Stadt abgeschnitten, weil vier der fünf Zufahrtsstraßen in Rebellenhand seien.

Die Opposition bestätigte die Angaben. „Die militärische Verstärkung ist in Aleppo eingetroffen, wir rechnen jeden Moment mit einer groß angelegten Offensive“, sagte ein Sprecher der Freien Syrischen Armee (FSA). Demnach schickte die Armee rund hundert Panzer in Richtung der 2,5-Millionen-Einwohner-Stadt im Nordwesten Syriens.

Laut der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren vor allem die Stadtteile Mohafasa, Maschhad und Salaheddin von den andauernden Kämpfen in Aleppo betroffen. In der Nacht habe es erneut Demonstrationen gegen Staatschef Baschar al-Assad gegeben. Wenn Aleppo falle, sei „das Regime am Ende, und beide Seiten wissen das“, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, am Mittwoch.

In Damaskus gab es Augenzeugen zufolge Kämpfe im palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk, wo etwa 200.000 Menschen leben. Dabei seien Panzerabwehrraketen und Maschinengewehre zum Einsatz gekommen. Der Beobachtungsstelle zufolge wurden im Stadtviertel Kabun 14 Leichen entdeckt. Auch in der Provinz Deir Essor im Osten des Landes und der Stadt Hama gab es Kämpfe.

Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan drohte ebenfalls mit einem Militäreinsatz, und zwar gegen Rebellen der in der Türkei als terroristische Vereinigung verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Syrien. Die Führung unter Präsident Baschar al-Assad habe den an die Türkei grenzenden Norden des Landes PKK-Kämpfern „anvertraut“, sagte Erdogan am späten Mittwoch im türkischen Fernsehsender Kanal 24. Dass die Türkei das Recht habe, gegen die Rebellen vorzugehen, sei eine „Selbstverständlichkeit“ und Teil der Verteidigungsstrategie des Landes.