portrait : Ein letztes Mal: „Beam me up, Scotty“
Verdammte Jeffreys-Röhren. Dass er nicht schon viel früher wegen Klaustrophobie seinen Job schmiss, ist verwunderlich: Montgomery „Scotty“ Scott, Cheftechniker der USS Enterprise, wurde Zeit seines Episodenlebens entweder am Beampult beim Reglerhochschieben oder in einer der engen Leitungstunnel, ebenjener Jeffreys-Röhren, gesichtet.
Später, als „The Original Star Trek“ abgedreht war und längst andere das beliebteste Science-Fiction-Fernsehschiff übernommen hatten, stopfte er seine nach 1970 rapide anwachsende Leibesfülle nur noch selten in den Schacht. Er hatte Gastauftritte in den Star-Trek-Nachfolgeserien „The Next Generation“ und „Deep Space 9“ und spielte in sieben der überflüssigen „Star Trek“- Spielfilmen. Der gebürtige Kanadier und ehemalige Zweiter-Weltkriegs-Pilot James Doohan war nach Stelldicheins in anderen Science-Fiction-Serien der Sechzigerjahre fast komplett auf die Rolle des granteligen Cheftechnikers abonniert. Er zog den Raumschiff-Karren immer wieder aus dem Dreck, reparierte den Warp-Antrieb unter Beschuss und/oder größtem Zeitdruck („Captain, ich brauche drei Tage, um das wieder hinzukriegen!“ – „Sie haben 20 Minuten“) und war nebenbei noch ein echter Kumpel, dessen Temperament und „Guts“ ihm manchmal Schwierigkeiten bereiteten – sein ewiger Konkurrent beim Buhlen um die Gunst des Kapitäns war natürlich „Pille“, der Doktor, im Original „Bones“, dessen medizinische Herangehensweise die technischen Fertigkeiten Scottys stets hinterfragte. Dass Käpt’n Kirks Herz längst seinem ersten Offizier gehörte, dem eloquenten Außerirdischen Spock, nahm Scotty genauso wenig wahr wie Pille. Aber aus dem latenten Streit der eifersüchtigen Buddys zog die Serie genau jene homoerotisch angehauchte Zwischenmenschlichkeit, die zwischen erwachsenen, auf einem Raumschiff im All eingepferchten Männern nun mal entsteht.
Im wirklichen Leben pflegte der Schauspieler seine große Familie. Er hatte Kinder, Enkel und Urenkel aus zwei Ehen und reiste bis 2004 zu vielen Star-Trek-Conventions, um dort der Trekkie-Gemeinde Autogramme auf den Phaser-Nachbau zu pinseln. Doch sein Alter und eine beginnende Alzheimer-Erkrankung machten ihm zu schaffen. Am Mittwoch starb James Doohan 85-jährig in seinem Haus in Redmond, Washington, an einer Lungenentzündung. Statt Blumen bestellte der Superastronaut Spenden für seine Lieblingsvereinigung „Cowboys for Kids in America“, und einmal „Beam me up. Scotty“ gibt es auch noch: So wie beim Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry sollen auch Doohans Überreste mit einem „Memorial Spaceflight“ ins All geschossen werden. JENNI ZYLKA