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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... Thomas Flierl ’ne neue Bude suchen

Von ROT

Manchmal kann ein Perspektivwechsel nicht schaden. Vor allem nicht, wenn er eine schöne Aussicht auf einen einigermaßen luftigen Platz bringt. Das denkt sich offenbar auch Kultur- und Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS), der für sich und seine 270 Mitarbeiter eine neue Bleibe sucht. Die alte in der Brunnenstraße in Mitte jedenfalls biete zu viel Platz für zu wenig Leute und verursache hohe Kosten, wie Flierls Sprecher Thomas Wöhlert gestern sagte. Eine Alternative, über die bereits verhandelt wird: das denkmalgeschützte „Haus des Lehrers“ am Alexanderplatz. Ein Gebäude aus DDR-Zeiten, das sich allein durch seine Existenz dem Zeitgeist unbedingter Verwertung zu verweigern scheint, wie sie vis à vis die überdimensionierten Einkaufszentren Alexa und Kaufhof vorleben.

Für Flierl, der sich schon gegen den geplanten Abriss des „Palastes der Republik“ wandte, könnte das Gebäude am Alex also ein würdiges Domizil werden. Zeigt das der Wohnungsbaugesellschaft Mitte gehörende Haus mit seinem Wandfries „Unser Leben“, bei dessen Anblick manch westdeutscher Tourist die Nase rümpft, doch die ganze Widersprüchlichkeit der DDR-Wahrnehmung in West und Ost: Für die einen mag die Malerei die autoritäre Normierung einer ganzen Gesellschaft symbolisieren, für die anderen die Vision eines Lebens, in dem der Mensch mehr ist als nur ein Kostenfaktor. Die Besucher des Hauses könnten dann darüber nachdenken, sollte Flierls Behörde tatsächlich an den Alex ziehen. Ein Perspektivwechsel kann schließlich nicht schaden. ROT FOTO: AP