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Archiv-Artikel

Nordseekrabben plötzlich teuer

UMWELT Fischer erhalten doppelt so hohe Preise wie im vergangenen Jahr. EU-Kommission prüft Kartellverfahren gegen vier Großhändler. Letzte Formalitäten bei Vermarktungsgenossenschaft offen

Der Fischerei-Verband sieht einen Anlass „für vorsichtigen Optimismus“

Die Krabbenfischer an der Nordseeküste können aufatmen. Im ersten Halbjahr 2012 haben sie fast doppelt so viel Geld für das Kilo Krabben erhalten wie im vergangenen Jahr. Der Deutsche Fischerei-Verband sieht darin einen Anlass „für vorsichtigen Optimismus“. Einen weiteren Grund dazu könnte die in Gründung befindliche Vermarktungsgenossenschaft bieten, mit der die Fischer ihre Position gegenüber dem Großhandel stärken wollen. Außerdem prüft die EU-Kommission ein Kartellverfahren wegen Preisdrückerei gegen vier Großhändler.

In den vergangenen Jahren hatten die Krabbenfischer wiederholt mit einem starken Preisverfall für ihre Ware zu kämpfen. Nachdem der Preis 2011 auf 1,30 Euro pro Kilo gefallen war, stellten viele Kapitäne in einer einzigartigen Aktion den Fang für fünf Wochen ein. Nach Auskunft des Deutschen Fischereiverbandes reicht erst ein Preis von drei Euro, um die Kosten zu decken.

Im abgelaufenen Halbjahr erhielten die Fischer vier Euro. Bei einem Fangvolumen von 4.500 Tonnen erzielten sie damit einen Erlös von rund 18 Millionen Euro. Zeitweise sei der Erzeugerpreis auf mehr als sechs Euro pro Kilo gestiegen. „Diese Zahlen wurden nur im bisherigen Spitzenjahr 2008 übertroffen“, teilte der Verband mit. Damals hatte sich ein neuer Wettbewerber unter die Großhändler gedrängt.

Cees Machielsen, Einkaufsleiter beim Großhändler Klaas Puul, erklärt die hohen Preise mit geringen Fängen. „Die Natur lässt sich nicht zwingen“, sagt er. Dagegen verweist der Fischerei-Verband auf den „guten Absatz“. Im schwachen ersten Halbjahr würden immer zwischen 4.000 und 4.500 Tonnen gefangen. „Das sind natürliche Schwankungen“, sagt Claus Ubl vom Fischerei-Verband.

Er hält es aber auch für möglich, dass die Großhändler bereits auf die Verkaufsgenossenschaft reagiert haben, zu der sich die Fischer im Juni zusammengeschlossen haben. 120 von 160 norddeutschen Krabbenfischer mit 60 Prozent des Erzeugungspotenzials werden darin organisiert sein. Die Gründungsformalitäten seien bloß noch nicht ganz abgeschlossen, sagt Ubl.

Vier Großhändler hatten unterdessen Post von der EU-Kommission. Sie verdächtigt diese, Preisabsprachen getroffen und Märkte unter sich aufgeteilt zu haben. Sie stützt diesen Verdacht auf das Ergebnis von unangekündigten Betriebsprüfungen im Jahre 2009. Die Unternehmen haben jetzt Gelegenheit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohen den Firmen Geldbußen von bis zu zehn Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes.   GERNOT KNÖDLER