„Seitdem ist das Klo dreckig“

Erste Studie zur Lebenssituation Transsexueller

■ 41, ist eine von vier Autorinnen der Studie „Diskriminierung Trans*“. Die Ethnologin arbeitet am Magnus-Hirschfeld-Centrum.  FOTO: DAPORTA-BÒVEDA

taz: Frau Fuchs, die Uni Oxford hat seine Kleidervorschriften geändert, nun dürfen Männer im Rock und Frauen im Anzug zu Prüfungen. Klingt mehr nach Witz als nach aktueller Entwicklung, oder?

Wiebke Fuchs: Ich frage mich, was es heißt, wenn ein Mann im Rock zur Prüfung kommt. Möglicherweise bezieht sich das auch auf eine Frau, die im Rock kommt, aber einen biologisch männlichen Körper hat. Kann die Person sicher sein, ebenso ernst genommen zu werden?

Wir kommen also sofort ins Schwimmen, sobald die Kleidung nicht zu den klassischen Geschlechterrollen passt?

Haben Sie schon mal einen Flugbegleiter im Rock gesehen? Das gibt es eher nicht und würde auch irritieren. Mit dieser Irritation müssen Transsexuelle häufig umgehen. Oft erkennt das Gegenüber nicht an, dass hier eine Frau steht, wenn sie meinen, einen Mann in Frauenkleidern oder eine Frau in Männerkleidern zu sehen. Es wird gesagt, ach, der oder die tut nur so.

Das wird aber doch kaum so offen formuliert, oder?

Nicht immer. Es gibt auch hinten herum Vorwürfe. Am Beispiel der Toilettenwahl lässt es sich erklären. Klingt banal, aber in der Schule oder auf der Arbeit stellt sich das Problem jeden Tag mehrmals. Da fallen Sätze wie: Seitdem der bei uns aufs Damenklo geht, ist es immer so dreckig.

Wie gehen die 30 Transsexuellen, die Sie für Ihre Studie interviewt haben, damit um?

Ignorieren kann auch eine aktive Strategie sein. Viele sagen, sie hören es nicht mehr, wenn auf der Straße getuschelt wird. Aber erstaunlich ist, dass alle trotz negativer Erfahrungen ein positives Fazit ihrer Geschlechtsangleichung ziehen.  INTERVIEW: ILK

„Diskriminierungsrisiko Trans*“: 19.30 Uhr, Pride House, An der Alster 40