: Wütende Materialschlacht
PERKUSSION Nach zwei Konzerten müssen sie die Instrumente austauschen: Die französischen Les Tambours du Bronx trommeln Arbeiterwut in bunte Ölfässer
VON ROBERT MATTHIES
Für Trophäen-Sammler, die sich einen ramponierten Drumstick ihrer Idole an exponierter Stelle an die heimische Wand hängen, haben Fans der französischen Les Tambours du Bronx nur ein müdes Lächeln übrig. Hier bekommt man gleich die ganze Trommel.
Mehr als 16.000 zerdepperte, selbst bemalte oder besprühte 225-Liter-Ölfässer hat das siebzehnköpfige Industrial-Perkussions- und Performance-Ensemble schon unter die Leute gebracht. Und mehr als 110.000 zerbrochene Buchenholzschlägel und verprügelte Axtstiele noch dazu. Denn davon zerbricht jeder Musiker pro Konzert im Durchschnitt zwei Paare, der Nachschub wird längst in Paletten geliefert. Und auch Menschenmaterial verbrauchen die wüsten Franzosen jede Menge: mehr als 120 Musiker aus der Region haben schon bei den Tambours du Bronx getrommelt.
Gegründet hat sich die spektakuläre Gruppe vor 25 Jahren im seiner trist-grauen Häuserblöcke und seines rechtwinkligen Straßennetzes wegen „Bronx“ genannten ehemaligen Stahlarbeiterviertel im burgundischen Varennes-Vauzelles. Das hört man auch heute noch: Wenn die Tambours auf der Bühne stehen, dann treffen die Rhythmen afrikanischer Immigranten auf die brachiale Kraft von Stahlarbeitern, klingt es zugleich archaisch und nach Fabrik-Aufstand und Arbeiterwut gegen die kapitalistische Ohnmacht, nach chaotisch-hypnotischem Ritual und präzise-metallischer Maschinenmusik.
Berührungsängste haben die Franzosen dabei keine. In Wacken stehen sie heute gemeinsam mit den brasilianischen Metallern Sepultura auf der Bühne. Morgen sind sie dann in der Fabrik zu Gast.
■ Fr, 3. 8., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36