: BRAINSTORM
Eine Fahrt mit dem Bus, die länger als eine halbe Stunde dauert, ist für BremerInnen eine Weltreise. Dabei bietet, zumal im Sommer, die lang gezogene Lage der Stadt kurze Wege ins umliegende Grün. Zum Beispiel ins Dorf Worpswede, das mit dem Überlandbus nach 45 Minuten Vorfreude erreicht wird. Die Strapaze lohnt sich, für Auge und Hirn: Etwa am Freitag ab 20 Uhr im Worpsweder Haus im Schluh, Im Schluh 35. Dort hält die Kunsthistorikerin Gabriele Beßler den Vortrag „Etwas reiches an Phantastik“ über Heinrich Vogelers Illustrationen der beiden Ausgabe der 10 Kunstmärchen von Oscar Wilde, die er um 1905 gestaltete.
Weil der Weg ja so weit ist, sollten geneigte Kunstinteressierte dann gleich bis Sonntag in der Kunst-Enklave bleiben. Auch, wenn selbst Vogeler Worpswede irgendwann den Rücken kehrte und durch die Sowjetunion reiste. Eindrücke, die er dort sammelte, stellte er in „Komplexbildern“ dar, wie er sie nannte. Sie verorten sich zwischen den Kunstströmungen des Expressionismus und Realismus, er suchte die Umgestaltung der Gesellschaft inhaltlich wie formal umzusetzen. Zumindest Erika Müllers Vortrag über diese „Agitation zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft“ am Sonntag sollte also noch vor der Abreise angehört werden. Los geht’s ab 12 Uhr in der Großen Kunstschau in der Lindenallee 5 in Worpswede.
Wer dennoch in Bremen bleibt, sollte dann zumindest auf die Demo gegen den rassistischen Brandanschlag in Woltmershausen gehen, die am Freitag ab 17 Uhr vom Delmemarkt in der Neustadt startet.
Die rassistischen Ausschreitungen gegen ein Asylbewerberheim in Rostock Lichtenhagen jährt sich am 25. August zum 20. Mal. Aus diesem Anlass startet ab Mittwoch, den 8. 8. eine Veranstaltungsreihe: Im DGB-Haus am Bahnhofsplatz 22 geht es ab 20 Uhr um die „Pogrome in Rostock“ und die anschließende „politische und geistige Brandstiftung“. Eine Referentin der bundesweiten Kampagne „Rassismus tötet!“ spricht darüber, wie die Politik den Volkszorn als Stichwortgeber für eine Abschaffung des Asylrechts nutzte und ebenso über die Berichterstattung der deutschen Presse, die ins gleiche, braune Horn blies. JPB