: Humba mit Bedacht
Das Grauen des Karnevals in Coronazeiten
Ein Gutes hätte Corona dann doch noch: Der Karneval könnte diese Saison ausfallen. Diese grützdumme Mischung aus Suff, Sabber und Frohsinn, Helau, Alaaf und Hau die Hackfresse! Ein Grauen, das zuletzt immer weiter vordrang bis selbst in die letzten Fluchtorte wie Berlin. Und jetzt ist eben Pandemie statt Halali. Nix Frohsinn, wenn die Viren Trauer tragen. Aber da melden sich schon die Obergranaten des jecken Treibens, zum Beispiel der Kölner Dumpfmusikus Bernd Stelter, der die dpa gestern volljammerte: „Karneval kann man nicht absagen, das ist Teil des Kalenders.“ Das ist der Volkstrauertag auch, aber dann tanzt auch niemand auf den Gräbern. „Karneval geht nicht mit 1,50-Abstand“, steuerte der SPD-Halbmatrose Norbert Walter-Borjans todesmutig bei. Dem ist eh inzwischen alles eskensegal. Auch etwas mitteilen wollte offenbar der traditionsreiche Karnevalsverband Berlin-Brandenburg und forderte Feiern „mit Bedacht“. Karneval mit Bedacht – das ist wie Brechen ohne Reiz, Tripper ohne Jucken, Seuche ohne Intensivbett. Sollen sie doch alle karnevallen und krawallen, bis der Pest-Arzt kommt. Corona, marsch! Humba, Humba, Täterä …
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