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Archiv-Artikel

Nichtschimmer in Badeseen

Dutzende Menschen ertrinken jedes Jahr in nordrhein-westfälischen Badeseen: Sie springen unvorbereitet ins kühle Wasser und überschätzen oft ihre Fähigkeiten. Die Wasserqualität hingegen wird jedes Jahr besser

Nordrhein-Westfalens Kinder können nicht mehr schwimmen. Die Zahl der Schwimmbäder sinkt, an den Schulen fällt der Schwimmunterricht aus. Viele Kinder haben noch nicht einmal mehr die Möglichkeit, schwimmen zu lernen. So erklärt sich zumindest die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) die anhaltend hohen Unglückszahlen in Deutschland. Obwohl sie seit 2000 leicht gesunken sind, ertrinken bundesweit immer noch viel zu viele Menschen: Im vergangenen Jahr waren es immerhin 470.

Auch Nordrhein-Westfalen ist keine Ausnahme.. 2004 ertranken nur in Bayern mehr Menschen als in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland: 21 Menschen mussten beim Baden in einem der Seen ihr Leben lassen. „Eine namhafte Zahl“, findet Martin Janssen, Pressesprecher des DLRG. Dabei könnten einfache Regeln schon lebensrettend sein: Die Badegäste sollten sich kritisch mit ihrer eigenen Leistungsfähigkeit auseinander setzen. Sich vor dem Baden sorgfältig über die Bedingungen im See informieren. Nicht nach stundenlangem Braten in der heißen Sonne schnell ins eiskalte Wasser springen. Und sie sollten ihren Körper nicht überfordern: Vor allem ältere Menschen legten oft „ein falsch verstandenes Fitnessdenken“ an den Tag. „Viele Badegäste überschätzen ihre Leistungsfähigkeit total“, so Martin Janssen.

Die vielen Unglücksfälle liegen aber nicht allein am Verhalten der Badenden. „Ein weiterer Grund hierfür sind die vielen unbewachten Badestellen an deutschen Binnengewässern,“ sagt Martin Janssen. Von diesen gebe es auch viele in Nordrhein-Westfalen. Gerade an den Kanälen verunglückten immer wieder viele Menschen, sie unterschätzen die unsichtbaren Strudel unter der Oberfläche.

Denjenigen, die sich an diese Regeln halten, droht in Nordrhein-Westfalens Badeseen keine Gefahr. Schließlich ist die Wasserqualität der Seen hervorragend, sie konnte sich im Vergleich zum Vorjahr sogar noch verbessern. Von den 89 Stränden und überwachten Badestellen sind 25 mit dem Prädikat „gut zum Baden geeignet“ ausgezeichnet worden, 63 als „sehr gut zum Baden“ geeignet. Nur im Elfrather See in der Nähe von Krefeld wurden so hohe Belastungen festgestellt, dass er gesperrt wurde.

UTA BAIER