: Die Krachmacherstraße
Nicht nur der geplante Fortsatz ist umstritten – auch das fertig gestellte Teilstück der Autobahn 20 verursacht Ärger
Nicht nur Autobahn-Bauprojekte können Streit auslösen – auch fertige Teilstücke geben mitunter Anlass zum Disput. So geschieht es bei der so genannten Ostseeautobahn: Während deren geplante Fortsetzung im Schleswig-Holsteinischen noch immer Protest auslöst, verursacht der frisch fertig gestellte Abschnitt bei Schönberg in Nordwestmecklenburg seit seiner Freigabe Ärger. Mittlerweile haben Anwohner seinetwegen sogar Strafanzeige gestellt. Wegen Körperverletzung. Und zwar gegen den Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) persönlich und die bundeseigene Deutsche Autobahn-Baugesellschaft (Deges).
Der Grund: Die Autobahn ist zu laut. Nicht weil Autobahnen prinzipiell immer zu laut sind. Sondern, weil ein falscher Belag gewählt wurde: Beton mit Querrillen. „Besenstrich quer“ nennen den Bauchfachleute – ein Dauergeräusch, wenn man mit dem Auto drüber fährt.
Klar benannt hatte das Problem schon zuvor die taz nord in ihrem großen Nordautobahnenvergleichstest: „Die Testfahrerin“, hieß es da, „fingert am Autoradio herum: ‚Irgendwas ist da komisch, hörst du das Nebengeräusch?‘“ Sachlich zwar kein Ost-West-Problem hatte es diese Begründung seiner Zeit nahe gelegt. „Der Fahrbahnbelag“ sei „im Osten nicht schwarz oder braun, sondern weißlich-grau. Und sehr laut.“
Besser hätte diesen Tatbestand auch der Technische Überwachungsverein (Tüv) nicht auf den Punkt bringen können: In einem Gutachten hat der nunmehr ebenfalls festgestellt, dass sämtliche Autobahnlärmgrenzwerte an der fraglichen Stelle satt überschritten werden. Anfang Mai gelobten Deges und Verkehrsminister Ausbesserung – gestern hat sie begonnen. Die Arbeiten werden rund drei Millionen Euro kosten – und ob dafür der Bund oder die ausführenden Firmen haften, entscheidet das Landgericht Berlin. taz