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Archiv-Artikel

Sitzfußball auf der Reichstagswiese

Nicht wie geplant auf dem Schlossplatz, sondern vor dem Reichstag soll der Sportartikelhersteller Adidas seine WM-Fan-Arena errichten. Geplant ist eine Miniatur des Olympiastadions für 8.500 TV-Gucker. Senat und Bundestag müssen noch zustimmen

von UWE RADA

Im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2006 ist eine wichtige Vorentscheidung gefallen. Nach Informationen der taz soll die WM-Arena des Sportartikelherstellers Adidas vor dem Reichstagsgebäude entstehen. In einem Miniatur-Olympiastadion, das Adidas für 8.500 Zuschauer bauen will, können dann alle WM-Spiele auf Großbildleinwand geschaut werden. Daneben soll es zahlreiche Bolzplätze geben.

Der Entscheidung vorausgegangen war eine Absage von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) für den Schlossplatz als Standort des Adidas-Spektakels. „Der Schlossplatz steht für eine Fan-Arena nicht zur Verfügung“, entschied die Senatorin vergangene Woche. Sie reagierte damals auf einen Beschluss des Bezirksamts Mitte, das für den Schlossplatz votiert hatte. Doch während der WM stehe das Gelände nicht mehr zur Verfügung, sagt Junge-Reyers Sprecherin Manuele Damianakis. Der Grund: Die Abrissarbeiten am Palast der Republik nehmen einen Großteil des Platzes ein. Darüber hinaus fürchtet der Senat offenbar eine neue Debatte um den Zeitpunkt des Palastabbaus im Falle einer Zusage an Adidas.

Senatssprecher Michael Donnermeyer wollte die Entscheidung für den Reichstag gestern nicht kommentieren. „Die Verhandlungen laufen noch“, sagte er. Falls sich aber Adidas bereit erklärte, die Wiederherstellung des Rasens vor dem Reichstag zu finanzieren und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) grünes Licht gäbe, stünde einer solchen Arena nichts im Wege. Eine endgültige Entscheidung soll in Kürze fallen. Dann will der Senat auch bekannt geben, wo die große Fan-Meile während der WM stattfindet. Die Straße des 17. Juni wird vom Senat wegen möglicher Staugefahr abgelehnt. Als Alternativstandort ist der Platz zwischen Spreebogen und neuem Hauptbahnhof im Gespräch.

Eine zusätzliche WM-Arena vor dem Reichstagsgebäude hatte Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) eigentlich verhindern wollen. Die Wiederherstellung der Grünfläche würde fünf Millionen Euro kosten, das Gelände sei zwei Jahre nicht mehr begehbar. Mittlerweile glaubt im Bezirksamt aber keiner mehr, die Entscheidung verhindern zu können. „Wenn sich Wowereit mit Adidas geeinigt hat, haben wir keine guten Karten mehr“, so ein Mitarbeiter zur taz.