: Suche im Sinai
Die ägyptische Polizei geht von einer Verbindung zwischen den Anschlägen von Scharm al-Scheich und Taba aus
KAIRO/NEW YORK afp/dpa/ips Zwischen den Anschlägen von Scharm al-Scheich und den Anschlägen in Taba vom vergangenen Oktober gibt es offenbar einen engen Zusammenhang. Wie die ägyptischen Sicherheitskräfte gestern mitteilten, wurden Übereinstimmungen bei dem Sprengstoff festgestellt, der bei den beiden Anschlagsserien verwendet wurde. Darüber hinaus war einer der Selbstmordattentäter von Scharm al-Scheich, der inzwischen identifiziert wurde, bereits nach den Anschlägen von Taba vorübergehend festgenommen worden und nach seiner Freilassung untergetaucht. Bei den Anschlägen von Taba waren 34 Menschen getötet worden, in Scharm al-Scheich waren es nach unterschiedlichen Angaben zwischen 67 und 88.
„Die Experten haben erklärt, dass der in Scharm al-Scheich verwendete Sprengstoff mit dem von Taba weitgehend übereinstimmt“, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. „Die Verantwortlichen der Anschläge von Scharm al-Scheich stehen mit großer Wahrscheinlichkeit in Verbindung mit den Verantwortlichen der Anschläge von Taba.“ Am Dienstag hatten die ägyptischen Sicherheitskräfte den Verdacht gegen sechs Pakistaner fallen lassen, sie hätten die Anschläge verübt. Sie waren in einem Hotel in Kairo vermisst worden. Wie die Regierungszeitung Al Ahram berichtete, sollen sie vor dem Zeitpunkt der Explosionen illegal nach Israel eingereist sein, um dort Arbeit zu suchen.
Die ägyptischen Sicherheitskräfte wiesen auf mehrere Übereinstimmungen zwischen den Anschlägen in Taba und Scharm al-Scheich hin. In beiden Fällen waren die Anschläge im Abstand von wenigen Minuten an Stellen verübt worden, die stark von Touristen frequentiert werden. Als Zeitpunkt für die Anschläge wurden zwei ägyptische Nationalfeiertage ausgewählt – am 23. Juli wird der Tag der Revolution begangen, der 7. Oktober ist der Gedenktag für den Jom-Kippur-Krieg von 1973.
Bei dem inzwischen identifizierten Selbstmordattentäter handelt es sich nach Angaben der ägyptischen Sicherheitskräfte um den Islamisten Jusef Badran. Ein DNA-Abgleich zwischen den sterblichen Überresten des Attentäters und seinen Hinterbliebenen habe die Identität bestätigt. Die Polizei hatte Badran nach eigenen Angaben bereits nach den Anschlägen von Taba im Visier. Badrans Schwiegermutter sagte, ihr Schwiegersohn sei seit Monaten verschwunden gewesen.
Nach den Anschlägen vom vergangenen Jahr hatten einige westliche Geheimdienste die offizielle ägyptische Version angezweifelt, wonach das Blutbad die Tat einer lokalen Zelle von Extremisten gewesen sein soll, die alle auf der Sinai-Halbinsel lebten und keine Beziehungen zu internationalen Terrororganisationen hatten.
Seit den Bombenattentaten vom Wochenende hat die ägyptische Polizei rund 250 „Verdächtige“ festgenommen. In Scharm al-Scheich erklärten Hoteliers unterdessen, rund 40 Prozent der ausländischen Touristen seien wegen der Anschläge abgereist. In mehreren Hotels denkt man nun darüber nach, die Zimmerpreise zu senken.
Angesichts der jüngsten Anschläge in Ägypten und Großbritannien forderte UN-Generalsekretär Kofi Annan die Mitgliedsstaaten der Weltorganisation auf, sich nach langer Debatte auf eine Definition des Terrorismus zu einigen. Seit fünf Jahren lässt die Verabschiedung der bislang 13. UN-Konvention gegen Terrorismus auf sich warten. Hauptgrund der Verzögerungen sind Meinungsverschiedenheiten darüber, was unter Terrorismus zu verstehen ist.