: Die Phantom-Heuschrecke
Es klingt wie ein Thriller: Ein von einem Privatermittler angeführtes Team von ehemaligen Marinetauchern, Söldnern und KSK-Männern sucht einen untergetauchten Finanzjongleur, der wiederum Ex-Mossad-Agenten angeheuert hat. Via YouTube setzen die Jäger ein Kopfgeld von 1,5 Millionen Euro aus. Der Gejagte lässt daraufhin den Ermittler und seine Auftraggeber bedrohen – so glaubwürdig, dass diese ihre Jagd vorerst abgeblasen haben. Berichtet jedenfalls die Financial Times Deutschland.
Es geht um Colin Trainor alias Chaim Friedman alias Florian Homm. Letzteres ist sein echter Name. Wie er sich derzeit nennt, weiß man nicht. Auch nicht, welche der Legenden wahr ist, die rund um seine Flucht gestrickt sind. Arbeitet er als Finanzberater für südamerikanische Drogenkartelle, weshalb ihn die US-Drogenpolizei verfolgt? Lebt er in Venezuela, weil er dort vor einer Auslieferung an den Erzfeind USA sicher ist, wie der Privatermittler herausgefunden haben will? Und hat er sich nun einer Gesichts-OP unterzogen? Aber was sollte das nützen bei einem Ex-Juniorennationalspieler im Basketball, dessen 2,03 Meter sich kaum verstecken lassen?
Aber auch was man von Homm weiß, reicht, ihn schillernd zu finden: Der heute 54-jährige Oberurseler studierte Wirtschaft in Harvard. Als Hedgefonds-Geschäftsführer machte er sich einen Namen als „Plattmacher von Mallorca“, wo er zwischenzeitlich wohnte: Mit Begeisterung spekulierte er auf fallende Kurse, die er in mindestens einem Fall durch negative Analystenstudien selbst herbeigeführt hatte. Mit noch mehr Begeisterung produzierte er sich in TV-Talkshows – gegelt und mit Zigarre im markigen Gesicht. Nebenbei rettete er 2004 Borussia Dortmund mit 20 Millionen Euro und stellte deren Management auf den Kopf.
2007 verschwand Homm. Mit 30 Millionen, meint die US-Börsenaufsicht SEC, mit 150 Millionen, sagen ehemalige Investoren und engagierten den Privatermittler – bis jetzt. Nun sucht ihn nur noch die SEC. BEATE WILLMS