: Der Spreebogen wird zum Parkstadion
Klaus Wowereit verkündet die frohe Botschaft: Fußballfans sollen sich bei der WM 2006 im Spreebogenpark am Kanzleramt treffen. Dort wird die Fanmeile errichtet. Adidas darf Miniarena für TV-Übertragungen auf der Reichstagswiese bauen
von UWE RADA
Das Herz der Fanstadt Berlin wird während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mitten im Regierungsviertel liegen. Das gab der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gestern am Ort des künftigen Geschehens bekannt – dem Spreebogenpark zwischen Kanzeramt, Paul-Löbe-Haus und der Spree.
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte Wowereit nach wochenlangem Tauziehen um den besten Ort. „Nun glauben wir aber, einen idealen Standort gefunden zu haben.“ So sollen vor der Leinwand, die vor der Schweizerischen Botschaft aufgebaut wird, bis zu 80.000 Zuschauer Platz finden. Die schrägen Ebenen des Parks zur Spree hin werden dabei zur Naturtribüne. Darüber hinaus soll es auf der Fanmeile auch Torwände und Platz für andere Aktivitäten geben. Als Austragungsort der WM hat Berlin das Recht, eine eigene Fanmeile für das Public-Viewing zu vergeben, wie es die Fifa, der Fußball-Dachverband, nennt.
Zusätzlich zum Spreebogenpark, auch das verriet Wowereit gestern, soll es auch auf der Straße des 17. Juni öffentliches Fußballgucken geben. Damit trägt der Regierende dem Willen der Berliner Rechnung, die sich in Umfragen deutlich für diesen Standort ausgesprochen hatten. „Wir wollen dort entweder die letzten beiden Wochen präsent sein oder einzelne Spiele zeigen“, sagte Wowereit. Genaueres werde noch geprüft. Der Senat hatte die Straße des 17. Juni als Hauptort der Fanmeile abgelehnt, weil er während des Zeitraums der WM vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 einen Dauerstau befürchtet hatte. Geprüft wurden außerdem die Straße Unter den Linden östlich des Brandenburger Tors, der Schlossplatz und der Breitscheidplatz.
Die dritte Standortentscheidung, die der Regierende gestern bekannt gab, betrifft den Standort der privaten Fan-Arena des Sportartikelherstellers Adidas. Wowereit ließ keinen Zweifel daran erkennen, dass die Adidas Arena vor dem Reichstagsgebäude errichtet werden solle (siehe taz von gestern). Zwar lehne dies der Bezirk ab. „Doch wenn es bei dieser ablehnenden Haltung bleibt, werden wir das Genehmigungsverfahren an uns ziehen“, kündigte Wowereit an. Er hoffe aber, dass sich der Konflikt einvernehmlich lösen ließe.
Die Kosten für die Wiederherstellung der Rasenfläche vor dem Reichstag, die der Bezirk auf 5 Millionen Euro beziffert hatte, nannte Wowereit als zu hoch kalkuliert. Selbstverständlich aber müsse Adidas für diese Kosten aufkommen. Darüber hinaus zeigte sich der Regierende zuversichtlich, dass Bundestagspräsident Wolfgang Thierse dem von Adidas geplanten Nachbau des Olympiastadions im Miniaturformat zustimmen werde. „Da hat es Vorgespräche gegeben.“
Mit der Fanmeile am Spreebogenpark und der Adidas Arena konzentriert sich das Fangeschehen auf das Regierungsviertel. „Sicherheitsbedenken seitens des Bundeskanzleramts gab es keine“, versicherte Wowereit. Auch der Schweizer Botschafter habe dem Vorhaben grünes Licht gegeben. Komplettiert wird das „Public Viewing“ während des Fußball-WM durch zahlreiche Angebote weiterer Anbieter.
So wird das ZDF wie gewohnt seine Großleinwand im Sony-Center aufbauen. Die ARD überlegt derzeit, sich östlich des Brandenburger Tors niederzulassen. Die vielen Kneipen, die sonst zum kollektiven Fußballrausch einladen, bekommen im nächsten Jahr also harte Konkurrenz.