meinungsstark
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Eine normale, harmlose Schießlust?

„Bestürzung über Prepper-Gruppe“, taz vom 13. 6. 20

Was mich genauso bestürzt wie die Vernetzung von Preppergruppen, AfD, waffenkundigen Reservisten und die Naivität (?) beim Präsidenten des sächsischen Reservistenverbandes, ist eine vor Kurzem publizierte Zunahme der Mitgliederzahlen in sächsischen Schützenvereinen. Sind das dann ähnlich harmlose Sportler*innen, wie Prepper*innen harmlose Sammler*innen von Ravioli-Konserven sind?

Annett Richter, Berlin

Eine unfreiwillige Freiwilligkeit?

„Start der Corona-Nachverfolgungs-App: Besser als das meiste andere“, taz vom 16. 6. 20

Die staatliche Willkür läuft weiter auf Hochtouren, auf der einen Seite dürfen im Flugzeug die Plätze wieder abstandsfrei voll belegt werden und auf der anderen Seite gelten in der Kirche beim Gottesdienst weiter die alten Abstandsregeln. Im Bayerischen Landtag ist das Anlegen des Mund-Nasen-Schutzes jetzt eine Freiwilligkeit, sonst überall im Lande eine unfreiwillige Verpflichtung. Die Corona-Warn-App ist nun einsatzbereit und geht mit dem Smartphone auf eine Corona-Virus-Suche; alles (un)natürlich eine freiwillige Verpflichtung oder doch eine (un)natürliche und verpflichtende Freiwilligkeit. Alles klar, alle machen mit, ausnahmslos alle, versteht sich ganz von selbst! Klaus Jaworek, Buchenbach

Die Rendite der Altenheimbetreiber

„Außenkontakte als Luxus“, taz vom 16. 6. 20

Viele werden den Bericht überblättern, obwohl derart skandalös. Wenn die Altersgruppe 35 bis 50 weggesperrt, unterversorgt, trotz allem einem hohen Risiko, an Corona zu versterben, ausgesetzt wäre, was für ein Skandal wäre da! So ist nur Insidern die schlimme Situation in Pflegeheimen (sehr) bewusst. Und wieder einmal wissen wir doch die Lösung: deutlich mehr Personal. Denn auch FFP2-Masken alleine würden nichts lösen; wer hat schon mal mit diesen über Stunden zum Teil schwere körperliche Arbeit geleistet? Natürlich wissen wir auch, dass die Kosten für mehr Personal auf die Gesellschaft umgeschlagen werden müssten – und deshalb auch zuallerallererst Rendite für die Heimbetreiber wegfallen würde, liebe Aktionäre! Wirklich übel, was bei uns in der Gesellschaft schiefläuft. Nicht immer nur verdrängen – die Wahrscheinlichkeit ist mehr als hoch, am Lebensende doch zu der Bevölkerungsgruppe zu gehören, die das ertragen muss. Rita Czerwonka, Karlsruhe

Die zivilen Rettungsschiffe

„Das andere Kirchenschiff“, taz vom 15. 6. 20

Die Frage, ob zivile Rettungsschiffe „zur Flucht ermuntern“, ist ungefähr so kontrovers wie der wissenschaftliche Konsens darüber, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt. Die Menschen, die, wie etwa auch mein Mann, als zivile Seenotretter vor der libyschen Küste unterwegs sind, wissen, was durch etliche wissenschaftliche Studien hinreichend belegt ist, welche Faktoren dazu führen, dass Menschen in Schlauchboote gepfercht und aufs Meer geschickt werden: Die See muss ruhig sein, und es muss ablandiger Wind herrschen. Dann werden Boote losgeschickt – ob oder wie viele Rettungsschiffe unterwegs sind, interessiert die libyschen Milizen, die als Schleuser dieses Geschäft besorgen, herzlich wenig. Aber selbst wenn es – gegen sämtliche wissenschaftliche Studien – einen Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Rettungsschiffen und der Anzahl von aufs Meer geschickten Menschen gäbe, würde das nichts an dem Grundsatz ändern, dass man Menschen nicht ertrinken lässt. Punkt. Ließe man sich auf diesen Gedankengang ein, würde man in letzter Konsequenz dafür plädieren müssen, Menschen bewusst ertrinken zu lassen. Mit anderen Worten: Einige Menschen umbringen, damit andere nicht sterben. Ihr Ernst, Herr Müller? Sind wir Gott oder was?! Das ist – auch ohne religiösen Kontext – auf der Basis des Grundgesetzes und der Menschenrechte so was von nicht kontrovers. Nora Oehmichen, Asperg