meinungsstark
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Beklatscht und betrogen

betr.: Die Coronaprämie im Pflegesystem

Die sogenannte Coronaprämie ist nicht nur gescheitert, sie potenziert bestehende Probleme und vor allem die Frus­tration der professionell Pflegenden. Damit bewirkt sie das Gegenteil von dem, was sie erreichen sollte.

Zu Beginn der Pandemie schienen die damit einhergehenden Veränderungen ein neues Bewusstsein für systemrelevante Berufe in der Gesellschaft zu schaffen. Besondere Beachtung und Anerkennung wurde uns, den Pflegefachkräften, zuteil. Schließlich sind wir und unser unermüdlicher Arbeitseinsatz ein fundamentaler Teil der Krisenbewältigung.

Simultan zum rasanten Anstieg der Infektionszahlen wurden auch die Stimmen lauter, welche energisch eine höhere Wertschätzung durch bessere Bezahlung verlangten. Alles gipfelte in der Forderung führender Politiker nach einer steuerfreien Bonuszahlung von bis zu 1.500 Euro.

Die große Enttäuschung kam still und leise am 14. 5. 20.

Das zweite Epidemie-Schutz-Gesetz legt fest, dass die sogenannte Coronaprämie lediglich AltenpflegerInnen zugute kommen wird. Dass Pflegefachkräfte in Akutkrankenhäusern rund um die Uhr ebenfalls einen unentbehrlichen Beitrag leisten, bleibt unberücksichtigt, und niemand scheint sich wirklich daran zu stören.

Die hochgelobten AlltagsheldInnen scheinen langsam wieder in Vergessenheit zu geraten. Die Aussicht auf einen finanziellen Bonus bei steigender Arbeitsbelastung motivierte uns. Die Prämie ohne weitere Stellungnahme den Pflegefachkräften in Krankenhäusern nicht zu zahlen, ist schlicht falsch und ungerecht. Sie steigert die bereits bestehende Frustration und senkt die Arbeitsbereitschaft. Somit bewirkt sie das Gegenteil von dem, was sie erreichen sollte.

Wird sich nichts ändern, werden sich bestehende Probleme weiter verschärfen. Unangenehm wird es spätestens dann, wenn wir in der nächsten Extremsituation wieder auf unsere AlltagsheldInnen angewiesen sind.

Name ist der Redaktion bekannt

Benzin-Grundeinkommen für Autos?

„Um das Klima zu retten, brauchen wir gleiches Benzin für alle“, taz vom 6. 6. 20

Interessant, ich hatte die gleiche Idee: Alle (wirklich alle: Autofahrer, auch Nicht-Autofahrer, Mittel- und Obdachlose und Kinder eingeschlossen) erhalten ihr jährliches, kostenfreies „Zertifikat“, das zum Kauf einer maximalen Menge fossilen Kraftstoffs berechtigt. Damit können sie tun und lassen, was sie wollen. Es entsteht ein Markt für Kraftstoff-Zertifikate. Ein einfaches und wirksames Mittel gegen den Klimawandel und für soziale Gerechtigkeit.

Ich bin selbst Autofahrer und würde dem sofort zustimmen. Treffen würde es solche, die auf ihr Auto in einem existenziellen Maße angewiesen sind (beispielsweise aufgrund der Mietpreisentwicklung in Städten). Aber ich gehe davon aus, dass die zusätzliche Belastung für jeden Autofahrer verkraftbar wäre, und ein weiterer Anreiz für eine klimafreundliche Antriebstechnik wäre gegeben.

Ich habe mich gefreut, dazu diese Steile These von einem Fachredakteur für Auto- und Technikzeitschriften zu lesen. So weltfremd ist die Idee offenbar nicht. Tim Reichling, Bonn

„Sommer auf’m Balkon“

Samstagnachmittag halb vier/ Auf Balkonemporen hocken träge Großstädter/ und stieren/ einer hängt auch seine Socken/ eine spielt ganz leis Klavier/ Milchkaffee kriegt graue Schlieren/ Samstagnachmittag halb vier/ Und die Waschmaschinen drehen sich mal laut/ mal freier/ stehen still/ wabert huppsa spitz ein Schrei/ geht ganz schnell/ ist schon vorbei/ Oben drüber ziehen Schwalben/ Mauersegler meine ich/ drehen Runden drehen Kreise/ viele Mücken schon erwischt/ Bienen summen Blumen blühen/ Ben beginnt die Schreierei/ Schaue staunend/ höre heiter/ später gibt’s noch für die Helfer/ einen kräftigen Applaus/ Leider gibt’s auch noch Corona/ ich bleib wieder mal Zuhaus/ doch für dieses Großstadt-Theater/ gäb’ ich gerne heute 20 Euro aus! Christine Eschbach, Köln