: Kinder bei Samsung
CHINA Bei einem Zulieferer des Apple-Rivalen schuften angeblich Mitarbeiter unter 16 Jahren
BERLIN taz | Da müssen sie schon schuften wie Erwachsene, der Lohn fällt dennoch viel mickriger aus als der ohnehin schon sehr geringe reguläre Lohn. Die unabhängige Arbeitnehmerorganisation China Labor Watch beschuldigt den südkoreanischen Elektronikriesen Samsung, in China ihre Geräte von einem Unternehmen montieren zu lassen, in dem Kinder arbeiten.
Die Organisation mit Sitz in New York weiß von mindestens sieben Mitarbeitern unter 16 Jahre – schätzt jedoch, dass bei dem Unternehmen namens HEG Electronics 50 bis 100 Kinder arbeiten. China Labor Watch hatte eigenen Angaben zufolge bei ihrer anonymen Untersuchung mit verdeckten Ermittlern nicht Zugang zu allen Abteilungen von HEG. Was die Organisation vor allem empört: Bei gleicher Arbeit wie Erwachsene erhielten die Kinder nur 70 Prozent des üblichen Gehalts. Mit elf Stunden Arbeit am Tag und mehr bei einer Sechstagewoche seien die Zeiten schon für die Erwachsenen unzumutbar, kritisiert die Organisation. Dass unter 16-Jährige dem ebenfalls ausgesetzt seien, sei „zusätzlich verwerflich“.
Samsung verteidigte sich. Zweimal habe die Unternehmensleitung des südkoreanischen Konzerns das chinesische Partnerunternehmen in diesem Jahr schon inspizieren lassen. Dabei habe es keine Anhaltspunkte für arbeitsrechtliche Verstöße gegeben. Samsung, das mit eigenen Tablet-PCs und Smartphones dem US-Konzern Apple ernsthaft Konkurrenz machen möchte, ist ebenso wie Apple von einem positiven Image abhängig. Negativschlagzeilen möchte sich das Unternehmen bei der Überholjagd nicht leisten. Die Firmenleitung versprach, den Vorwürfen nachzugehen.
Nach den Skandalen der vergangenen Jahre über die miserablen Arbeitsbedingungen vor allem in den Betrieben im Süden des Landes verfügt China inzwischen über eines der strengsten Arbeitsschutzgesetze der Welt. Doch es hapert an der Umsetzung. Die örtlichen Behörden gehen nachlässig mit den Bestimmungen um, denn sie sind am Erhalt ihrer Niedriglohnstandorte interessiert.
Auch Bestechung spielt immer wieder eine Rolle. China Labor Watch hat erst Anfang des Jahres auf anhaltende Arbeitsschutzverletzungen beim taiwanesischen Elektrofertiger Foxconn aufmerksam gemacht, der vor allem für Apple, Sony und Hewlett Packard die Geräte zusammenbaut. Sowohl bei Foxconn wie nun auch bei HEG kritisierte sie lange Arbeitszeiten und geringe Pausen. FELIX LEE