: 250 Rechte demonstrieren in Schöneweide
GEWALT Nach dem Brandanschlag auf ihren Szenetreff „Zum Henker“ gehen Neonazis auf die Straße
Nach einem Brandanschlag auf das in der Neonazi-Szene beliebte Lokal „Zum Henker“ haben am Sonntagabend 250 Rechte in Schöneweide demonstriert. Laut Polizei verlief die Veranstaltung ohne Zwischenfälle. Die Demonstration begann und endete am Bahnhof Schöneweide. Zu den Tätern gibt es bislang keine konkrete Spur. Die Ermittlungen des Polizeilichen Staatsschutzes dauern an.
Ein Maskierter hatte in der Nacht zu Samstag gegen 2.20 Uhr zwei Brandsätze auf die Gaststätte geworfen (taz berichtete). Zu diesem Zeitpunkt befanden sich rund 40 Personen in der Gaststätte, die überwiegend der rechten Szene zuzuordnen sind. Laut Polizei zerschellten die Brandsätze auf dem Gehweg und verursachten keine Schäden. Einige der Gäste liefen, als sie den Feuerschein sahen, aus der Gaststätte in der Brückenstraße und versuchten, einen Pkw zu stoppen, in dem sie die Täter vermuteten.
Ein 23-Jähriger warf sich laut Polizei auf die Motorhaube des Autos. Der unbekannte Fahrer setzte das Fahrzeug zurück und verletzte dabei zwei Männer. Ein 28-Jähriger wurde überrollt, erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen und musste in einem Krankenhaus notoperiert werden. Der 23-Jährige, der auf das Auto gesprungen war, erlitt einen Nasenbeinbruch und ein 18-Jähriger eine Beinfraktur. Die Täter konnten unerkannt mit dem Pkw flüchten.
Erst Ende August hatten Unbekannte sieben Fensterscheiben an dem Lokal eingeworfen und eine Wand mit Farbe beschmiert. Das Lokal gilt als Treffpunkt der rechten Szene. Dort sollen unter anderen Mitglieder der rechtsextremistischen Kameradschaft „Frontbann 24“ regelmäßig zusammenkommen.
Im ersten Halbjahr 2009 gab es im Bezirk Treptow-Köpenick 69 rassistische, rechtsextremistische und antisemitische Vorfälle. Diese Zahlen veröffentlichte die Koordinierungsstelle Register Anfang September. 50 Prozent aller Vorfälle hätten sich demnach in den Ortsteilen Niederschöneweide und Köpenicker Dammvorstadt ereignet. Die Zahl von Angriffen und Bedrohungen sei mit 5 Vorfällen weiterhin erfreulich niedrig, hieß es. 71 Prozent aller registrierten Ereignisse sind laut der Koordinierungsstelle Propagandafälle gewesen. (ddp, taz)