: Werder läuft künftig Hennen-Rennen
FUSSBALL Der Geflügelfabrikant Wiesenhof wird trotz massiver Proteste neuer Top-Sponsor des SV Werder Bremen. Die Werder-Geschäftsführung wünscht sich eine „Versachlichung der Debatte“
JÖRG POLZER, INFRONT-SPRECHER
Noch am Vormittag sagte Werder-Sprecher Tino Polster der taz, er habe „keine Lust zu kommunizieren“. Nachmittags verschickte er eine Pressemitteilung, getarnt als Interview mit den Werder-Geschäftsführern Klaus Allofs, Klaus Filbry und Klaus-Dieter Fischer. Darin freuen sie sich, „dass wir einen so starken Partner gefunden haben“. Die Freude darüber, in den nun ein Wiesenhof-Logo auf den Trikots der Werder-Spieler zu sehen, hält sich bei Politikern, Tierschützern und Fans in Grenzen.
Über 15.000 Menschen unterstützten bis Freitagnachmittag die Facebook-Seite „Werder-Fans gegen Wiesenhof“, Bürgerschaftsabgeordnete sprachen sich gegen den neuen Sponsor aus. Selbst wenn sich Werder an eine Sportvermarktungsagentur gebunden habe, teilte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karin Garlig mit, „sollten ethische Grundsätze und aktuelle Entwicklungen in den entsprechenden Verträgen eine Rolle spielen“. Garlig folgt damit der kursierenden Annahme, der Verein müsse sich der Firma Infront beugen. An sie hat Werder seine Vermarktung abgetreten.
Infront sucht Sponsoren, und wenn sie keine findet, muss sie dennoch an Werder zahlen. Dass diese Verpflichtung nicht mehr gültig ist, wenn Werder einen Sponsor ablehnt, streitet Infront-Sprecher Jörg Polzer ab: „Wir versuchen entgegen anderslautender Gerüchte niemals, unserem Partner gegenüber irgendwelche Sponsoren durchzudrücken.“
„Wir wissen“, heißt es im „Interview“ mit den Werder-Geschäftsführern, „dass Wiesenhof ein bodenständiges Familienunternehmen [...] ist, das mit Kritikern [...] offen über alle Themen diskutiert und kontinuierlich an Verbesserungen des Tierwohls arbeitet.“
Dass sie diese Sichtweise nicht teilen, wollen Werder-Fans mit Protestaktionen am heutigen Samstag beim „Tag der Fans“ in Bremen zeigen. Die Geschäftsführung „respektiert eine solche Lebenseinstellung“, wünscht sich aber „eine Versachlichung der Debatte“. SCHN