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Besuch einer alten Hure

4.500 Jahre alte Uckermärkerin auf Rachekurs

Anspielung, ick hör dir trapsen: Den „Besuch einer alten Dame“, verkündete epd am Himmelfahrtstag. Unter dieser Schlagzeile meldete die christliche Nachrichtenagentur, die ja ab ovo auf Wiedergänger spezialisiert ist, den Fund eines Frauenskeletts in der brandenburgischen Uckermark. Die menschlichen Überreste könnten bis zu 4.500 Jahre alt sein, vermuten Archäologen. Und sofort rattern die mitreißenden Geschichten los in den Köpfen der Nachrichtenknechte. Wie war das noch gleich in Friedrich Dürrenmatts Drama „Der Besuch der alten Dame“? Eine Milliardärin besucht eine arme Kleinstadt und will sich rächen für das ihr vor Jahrzehnten widerfahrene Unrecht. Wegen eines unehelichen Kindes wurde ihr der Prozess gemacht, sie musste den Ort verlassen, verlor ihr Kind, wurde zur Hure, aber auch zu einer reichen Frau, von deren Vermögen die verarmten Kleinstädter nun profitieren wollen. Und das alles gab es schon vor 4.500 Jahren in Brandenburg? Jedenfalls wenn es nach der Sagenagentur epd geht. Die eine prähistorische Mumie kurzerhand zur Rächerin macht. Hat doch die uralte Uckermärkerin sicher schon damals eine Milliarde Steine ausgelobt für den, der ihr den Kopf ihres Hassmannes bringt. So dramatisch geht’s zu in der sagenhaften Welt von epd.

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