berlin und brandenburg : Zwei Blicke auf Europa
Dass Berlin und Brandenburg unterschiedliche Vorstellungen von Europa haben – geschenkt. Ohne Fusion sind beide Bundesländer Konkurrenten. Da ist das Hemd eben näher als der Rock.
Kommentar von UWE RADA
Für Berlin bedeutet das, die Zusammenarbeit mit den großen westpolnischen Städten Stettin, Posen und Breslau zu intensivieren. Genau davor aber fürchtet sich das ländlich geprägte Brandenburg – und befindet sich damit in trauter Eintracht mit der Woiwodschaft Lubuskie. Auf der einen Seite ein grenzüberschreitender Städteverbund, auf der andern die Kooperation zweier Regionen, die fürchten, vom Bund der Städte nichts abzubekommen? Geht das zusammen?
Nein. Für eine friedliche Koexistenz beider Leitbilder wäre nur dann Platz, wenn sich sowohl Berlin und Brandenburg als auch Westpolen in einer europäischen Wachtstumsregion befinden würden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Eine Chance gibt es deshalb nur, wenn Stadtregionen und ländliche Räume an einem Strang ziehen. Ansonsten droht der Region tatsächlich das Schicksal eines „Mezzogiorno Zentraleuropa“.
Fatal wäre es freilich, wenn eine gemeinsame Berliner und Brandenburger Europapolitik den Vorstellungen der Potsdamer Staatskanzlei folgte. Bilaterale Beziehungen mit Zielona Góra oder Gorzów Wielkopolski in allen Ehren – aber der Taktgeber einer wirtschaftlichen und räumlichen Integration können nur die großen Städte und kulturellen wie wissenschaftlichen Zentren sein. „Stärken stärken“ – warum sollte der neue Leitspruch Platzecks nicht auch auf Europa zutreffen?
An einer Oderregion führt deshalb kein Weg vorbei. Allerdings auch nicht daran, innerhalb einer solchen Region die kleinen Zentren und ländlichen Räume zu stärken.