: MAGIC MOMENTS
Hat man so etwas schon einmal gesehen? Da läuft einer vorneweg über 800 Meter, ist die ganze Zeit im Wind und läuft trotzdem einen epochalen Weltrekord: 1:40,91. Daniel Rudisha ist dieser Frontrunner. Oh rasender Rudisha, monumentaler Massai!
Ein Exot? Keshorn Walcott, Trinidad und Tobago, erschleuderte sich in einer Disziplin Gold, die besonders Fantasien von hellhäutiger Überlegenheit nährt – dem Speerwerfen. Vorbei! Er düpierte alle anderen sehr, sehr cool. Der dunkelhäutige Mann kann nicht nur laufen – logisch.
Nicola Adams! Katie Taylor! Claressa Shields! Die Frauenboxfinale sind der Abend, die zwei Stunden der Spiele. 10.000 Zuschauer machen Alarm wie ein gefülltes Wembley. Erst holt ein knapp über 1,60 Meter großes britisches Muskelbündel Gold. Man will mitfeiern! Dann kommt Taylor, und die Iren in der Halle feiern, als hätten sie gerade die Fußball-WM gewonnen (oder wenigstens die Endrunde erreicht). Schließlich kommt diese gerade 17-jährige Shields, die gegen alle Widerstände Boxerin geworden ist, und triumphiert, wie das Foto bestens beweist, gegen die 16 Jahre ältere Russin Torlopowa. Perfekte Dramaturgie! Und alle vor den Olympischen Spielen gehegten Bedenken, Faustkampf sei nix für Frauen, schwanden in der Begeisterung des Publikums.
Frauenpower hat ein neues Gesicht: Im Superschwergewicht stemmte die Chinesin Zhou Lulu mal eben 333 Kilogramm (Weltrekord) im Zweikampf und rammte ihre KonkurrentInnen wenig zimperlich zu Bedeutungslosen. Wie es aussieht, ist eines sicher: Da geht noch was.
Was wurde über diesen Mann gelästert, gemutmaßt, geunkt und schon vorher nachgetreten: Michael Phelps könnte der größte Verlierer der Olympischen Spiele 2012 werden. Und was ist er nun? Erfolgreichster Olympionike aller Zeiten. Über seine Goldmedaille nach 200 Meter Lagen freute er sich, als wäre es seine erste.
Synchronschwimmen ist harter Sport. Wissen wir nun. Den rührendsten Auftritt hier hatte Ägypten, erstes arabisches Synchronteam überhaupt: Lachend, zappelnd sprangen die Sportlerinnen nach ihren Performances aus dem Wasser. Glücklich, nicht Letzte, sondern Vorletzte geworden zu sein. War’s nicht irgendwie auch Gold?
Eröffnungsfeier: „Oh we’re so pretty / Oh so pretty / A vacant“, singt Johnny Rotten auf der Leinwand. SportlerInnen tanzen im Stadion. Und sie spendet Beifall – die Queen. Nun war klar: Es würden fabelhafte Spiele werden!
Wenn sie nicht abgeführt worden wäre, säße sie wohl noch heute da: untröstlich, weinend – Südkoreas Degenfechterin Shin A-Lam. Weil Sekundenbruchteile vom Kampfgericht nicht gestoppt werden, konnte die Sekunde gestreckt werden, bis sie verlor. Schlimm traf es auch Schwedens Triathletin Lisa Norden. Dem Augenschein nach mit der Rivalin aus der Schweiz – Erste. Für die Sportrichter nicht. Folge: Silber. In ihrem Fall: nur Silber.
Am fünften Tag das erste Gold für Deutschland! In etwas, das sich „Vielseitigkeitsreiten“ nennt und das man offenbar auch im Team betreiben kann. Egal. Dann: wieder Gold, wieder Vielseitigkeitsdings, jetzt im Einzel. Doppelpferdegold! Jawoll! Nichts ist magischer als der Medaillenspiegel.
Die 4-x-100-Meter-Staffel der US-Ladies war nicht nur das schnellste, sondern auch das perfekteste Staffelrennen der Geschichte: perfekte Wechsel, perfekter Antritt, perfektes Haarstyling. Wie lange auch immer deren Weltrekord hält, der den 27 Jahre alten DDR-Rekord zerlegte: Das Universum wird darüber mindestens 27 Jahre staunen.