: „Ich fühle mich noch stark genug“
Arminia Bielefeld droht in der Saison 2005/06 mal wieder der Abstiegskampf: Die taz sprach mit DSC-Dino Detlev Dammeier, der im Oktober 37 wird über Teamspirit, die zahlreichen Auf- und Abstiege und das Fußballspielen im Alter
taz: Herr Dammeier, Sie sind beim Rekordklub Bielefeld mit sieben Aufstiegen derzeitiger Rekordspieler: zweimal auf- und einmal abgestiegen...
Detlev Dammeier: Insgesamt ist es bei mir noch mehr: Vier Aufstiege... und zwei Abstiege.
Mit Wolfsburg und Hannover, das ist wohl absoluter deutscher Rekord?
Klingt so. Aber genau weiß ich es nicht. Man müsste mal die Statistiken durchstöbern.
Sie sind der letzte 68er der Bundesliga und nach Stuttgarts Slovomir Soldo der zweitälteste Feldspieler überhaupt. Wie fühlt man sich als Aufstiegsfachmann und Ligasenior?
Deshalb fühl ich mich nicht besser oder schlechter. Aber eben stark genug, um noch eine Saison dranzuhängen. Das ist sehr schön für mich. Und es ist ein kleines Jubiläum, meine 20. Profisaison.
Haben Sie schon jemanden kennen gelernt, der ganz locker an Arminias Klassenerhalt glaubt?
Abwarten. Im vorigen Jahr sind wir in der gleichen Konstellation gestartet. Und das ist uns ganz gut bekommen. Schwer wird es, aber wir sind so selbstbewusst, dass wir eine gute Chance sehen, wenn wir alle wieder gut zusammenarbeiten. Im Vorjahr hätten wir auch nicht überlebt, wenn es bei uns nicht so viel Teamspirit gäbe. Und wir haben nicht nur die Punkte geholt sondern auch einen guten Fußball gespielt.
Klingt nach Optimismus!
Natürlich. Andere Mannschaften werden sich auf unser System eingestellt haben, aber wir haben neue Spieler, die vielleicht die Abgänge nicht sofort 1:1 ersetzen, die aber manches anders, auf eigene Art interpretieren werden. Und wir haben (mit Thomas von Heesen, Anm. des Autors) einen neuen Trainer, der auch seine eigenen Ideen hat. Die Saison wird kein Selbstgänger, aber es besteht auch kein Anlass, die Flinte ins Korn zu werfen.
Das Leben im fußballerischen Rentenalter: Fällt es nicht arg schwer, wenn mit fast 37 morgens beim Aufstehen wahrscheinlich alle Knochen weh tun?
Es geht. Ich war nie der Schnellste und Spritzigste, sondern kam immer von der Ausdauer. Das hilft mir jetzt. Und wenn ich die ersten Trainingseinheiten so betrachte, meine ich einige gesehen zu haben, die mehr Schwierigkeiten hatten als ich.
Was ist denn wirklich anders geworden in den 20 Jahren?
Das Spiel ist schneller, athletischer und dynamischer geworden, das wissen alle. Dann die Medien, diese Riesenpräsenz. Und die Trainingslehre: Früher hat man nur wippend gedehnt, dann nur haltend. Jetzt darf man wieder kurz wippen. Ich hab mich früher sogar zuviel gedehnt, das gibt‘s auch, den Muskel müde gestreckt. Und zuletzt ist der Fußball in Deutschland wieder besser geworden, weil das Internationale mehr einfließt.
Noch mal der Blick zurück: Gab es denn vor 20 Jahren mehr Teamspirit, und heute geht es um die Kohle?
Natürlich hat sich die Bezahlung geändert. Aber wenn es bei uns nicht so viel Teamspirit gäbe, hätten wir nicht überlebt. Mit zu viel Egoismus hätten wir im Vorjahr keine Chance gehabt.
INTERVIEW: BERND MÜLLENDER