: Olympische Umsiedlung
2016 Rio de Janeiro bereitet sich auf die kommenden Sommerspiele vor. Erstmals finden sie in Südamerika statt. Rio steht vor einigen Problemen
Es ist das erste Mal, dass die Olympischen Spiele in Südamerika ausgetragen werden. Nach den erfolgreichen Spielen in London schauen nun alle erwartungsvoll auf Rio de Janeiro. Im Zeitraum vom 5. bis 21. August 2016 wird die brasilianische Karnevalsstadt erstmals Gastgeber der 31. Olympischen Spiele sein. Rio hat damit gleich eine doppelte Belastung: Denn neben Olympia wird zwei Jahre zuvor auch die Fußballweltmeisterschaft in der Millionenmetropole ausgerichtet, zumindest zum Teil. Eine große Herausforderung für die Infrastruktur und Sicherheit der zweitgrößten Stadt Brasiliens.
In 34 Spielstätten, verteilt auf vier große Sportparks, messen sich die größten Sporttalente der Welt. Die Austragungsorte: der neue Olympiapark, das Stadion Maracana, der Bezirk Deodoro und die sonnige Copacabana. Dank der Hinterlassenschaft der vorigen Weltmeisterschaft und der Panamerikanischen Spiele 2007 steht bereits ein Großteil der Austragungsstätten. Daher müssten nur neun Sportstätten neu gebaut werden, so die Veranstalter. Der Aufwand für Sanierungen, temporäre Spielorte und den Ausbau der Infrastruktur ist jedoch immens.
Insbesondere im Verkehrsbereich besteht großer Nachholbedarf. Rios Staus sind berüchtigt. Das 40 Kilometer große U-Bahn-Netz ist zu klein. Das Berliner U-Bahn-Netz ist mehr als dreimal so lang. Ursprünglich sollte die Verkehrsproblematik durch neue U-Bahn-Linien verbessert werden. Aus Zeit- und Geldmangel wird jedoch nur eine Strecke von sechs Kilometern gebaut. Dafür soll ein Busnetz auf Schnellspuren die Gäste durch die Stadt transportieren.
Für die Umbaumaßnahmen sollen laut Stadtverwaltung allein bis zum Ende des Jahres in Rio bis zu 20.000 Familien umgesiedelt werden. Einige Favelas, von Armut geprägte Viertel in den Randlagen der Stadt, mussten bereits Busstrecken und WM-Quartieren weichen. Nach geltendem Stadtrecht dürfen Umsiedlungen nur in einem Umkreis von sieben Kilometern erfolgen.
Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International, bemängelt jedoch in The Rio Times die tatsächliche Umsetzung des Projekts: „Viele Betroffene sind in Häusern gelandet, die 50 Kilometer entfernt sind, oder wurden unzureichend entschädigt.“
Wie auch schon in London sollen die Spiele in Rio unter dem Motto Nachhaltigkeit stehen. Ziel ist es, das Großevent klimaneutral zu halten. Dazu sollen bis Spielebeginn 24 Millionen neue Bäume gepflanzt werden, davon 3 Millionen in Regenwaldgebieten.
Aber nicht alles ist grün. Zu den offiziellen Sponsoren gehören Nissan, die Mobilfunkunternehmen Claro und Embratel sowie Bradesco, eine der größten Privatbanken.
Der Olympia-Tourismus bringt Geld und Arbeit in die Stadt. Bürgermeister Eduardo Paes ist jedoch besorgt, dass es nicht genug Hotels für die vielen Gäste geben könnte. Die derzeit 20.000 Zimmer seien zu wenig. Der Notplan des Bürgermeisters: Bis zu sechs Kreuzfahrtschiffe in den ausgebauten Hafen stellen, um etwa 10.000 Besuchern ein Bett bieten zu können.
Neben den Touristen werden mehr als 10.500 Athleten und Athletinnen aus 205 Nationen in Rio erwartet. In den 28 Sportarten werden, anders als in London, auch die Disziplinen Golf und 7er Rugby in das Olympische Programm aufgenommen. Die Organisatoren sind bemüht, dass bei diesen Spielen keine Plätze leer bleiben. Daher werden 55 Prozent der Tickets für einen Preis unter 25 Euro verkauft.
SVENJA BEDNARCZYK JASMIN KALARICKAL