brief des tages
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Mehr als nur Gemüse

„Für eine Handvoll Spargel“, taz vom 14. 4. 20

Viele Spargelbauern gehören nicht zu den Großen, sondern sind Familienbetriebe, die jährlich mit großem persönlichen Arbeitseinsatz meist zwei Ernten mit Saisonarbeitern organisieren, in meiner Gegend Spargel und Erdbeeren. Sie haben oft jahrelang aufgebaute Beziehungen zu von ihnen ausgebildeten Saisonarbeitern, die die Arbeit der neuen Kräfte mitanleiten. Einheimische Arbeitskräfte für diese Arbeit gibt es so viel wie keine – nicht nur wegen der niedrigen Löhne. Das ist eine lange entwickelte globale Beziehung zwischen Ländern unterschiedlicher Bezahlung. Diese Familienbetriebe haben sich in einer Nische angesiedelt, die die Großbetriebe nicht ausfüllen. Alle Seiten, auch die Saisonarbeiter, leben von der ungerechten Ungleichheit. Für die Saisonarbeiter wäre ein Ausfall am schlimmsten. Die Verbraucher profitieren durch Preise, Qualität und Regionalität, wobei die Preise einiges über den Preisen im Supermarkt liegen. Die unmöglich laxe Coronaregelung im Reiseverkehr hat nichts mit den Spargelbauern zu tun und auch nicht mit den Luxusmenschen, die Spargel essen mögen.

Burkhart Braunbehrens, Ebertsheim