Haroon Rashid Aswat war’s. Aber was?

Identität des in Sambia verhafteten britischen Muslim ist bestätigt – seine Rolle bei den Londoner Anschlägen nicht

Wenn er am 6. Juli nach Sambia einreiste, kann er England nicht am 7. Juli verlassen haben

BERLIN taz ■ Das Rätselraten um den als Hintermann der Londoner Attentäter verdächtigten britischen Muslim Haroon Rashid Aswat geht weiter. Die Behörden in Sambia bestätigten am Wochenende seine Festnahme. Haroon Rashid Aswat sei am 20. Juli in einem Township der Hauptstadt Lusaka gefasst worden, erklärte Generalinspektor Ephraim Mateyo. „Seine Festnahme folgte auf andauernde Ermittlungen über eine terroristische Bedrohung, mit der Herr Aswat angeblich verwickelt ist“, so der Polizeichef weiter. Aswat sei am 6. Juli nach Sambia eingereist.

Haroon Rashid Aswat, ein einstiger islamistischer Aktivist aus Yorkshire in Nordengland, soll 1999/2000 mit dem gescheiterten Aufbau eines Trainingslagers für militante Islamisten im US-Bundesstaat Oregon zu tun gehabt haben. Nach den Londoner Anschlägen vom 7. Juli nannten ihn britische Ermittler als Telefonkontakt der Attentäter und mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge. Vor seiner Verhaftung in Sambia war seine Festnahme bereits einmal in Pakistan gemeldet worden.

Mit ihrer Erklärung dementierten die sambischen Behörden Berichte, wonach Aswat der Polizei bei der Einreise ins Netz gegangen sei. Und wenn Aswat tatsächlich am 6. Juli nach Sambia einreiste, kann er Großbritannien nicht wenige Stunden vor den Anschlägen des 7. Juli verlassen haben, wie die britischen Ermittler meinen. So geht die Verwirrung um Haroon Rashid Aswat weiter. Britischen Berichten zufolge sind sich die Ermittler inzwischen nicht mehr sicher, ob es wirklich Haroon Rashid Aswat war, mit dem die Attentäter vor den Anschlägen telefoniert haben sollen. Das Telefon könnte ja auch jemand anders benutzt haben.

Ein britisches Ermittlerteam flog am Wochenende nach Lusaka, um Aswat zu befragen. Obwohl es zwischen Sambia und Großbritannien kein Auslieferungsabkommen gibt, könnten die Briten ihn unter einem Commonwealth-Rechtshilfeabkommen nach Hause mitnehmen.

Ansonsten käme Aswat vermutlich nach Guantánamo. Dort landete schon 2002 ein muslimischer Brite, den US-Fahnder in Sambia aufspürten – er durfte erst dieses Jahr nach Hause. DOMINIC JOHNSON