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■ Heimspiel 94 - The Invisible String Deutschland 2012, R: Jan Bäss
In der Reihe Heimspiel werden vom Filmbüro Bremen Filme vorgestellt, die von diesem gefördert wurden. „The Invisible String“ ist ein Dokumentarfilm über das Phänomen Fisbee von den historischen Anfängen bis zu den Champions und Fans.
„The Invisible String“ wird am Mittwoch um 19 Uhr in der Schauburg gezeigt
■ Conceiving Ada / Leidenschaftliche Berechnung USA/Deutschland/Frankreich 1997, R: Lynn Hershman Leeson, D: Tilda Swinton, Timothy Leary / Originalfassung mit Untertiteln
Für Lynn Hershman war dies eine Art Vorstudie für den stilistisch viel radikaleren „Teknolust“ von 2002, in dem Tilda Swinton ebenfalls die Hauptrolle spielte. Tilman Baumgärter schrieb in der taz:„„Conceiving Ada“ von Lynn Hershman Leeson erzählt die Geschichte von Ada Byron King, Gräfin von Lovelace. Ada, die Tochter des britischen Dichters Lord Byron, wird heute von vielen Computerfreunden als die Erfinderin der Software betrachtet. Der Film der amerikanischen Künstlerin Hershman Leeson ist eine essayistische Nacherzählung ihres Lebens und zielt unübersehbar auf ihre Kanonisierung als wichtige, von der Geschichte übergangene Erfinderin ab.
Der Plot: Die Wissenschaftlerin Emmy Coer, die auf die Erforschung künstlichen Lebens spezialisiert ist, entdeckt eine Methode, per Computer mit der Vergangenheit Kontakt aufzunehmen, und beginnt mit Ada Lovelace zu kommunizieren. Es ist nicht nur dieser seltsame Techno-Unfug, der die Filmbiographie von Ada Lovelace problematisch macht. Statt die Budget-Beschränkungen eines Independent-Films zu ihrem ästhetischen Vorteil auszunutzten, versucht Hershman in zentralen Passagen, „Conceiving Ada“ als Historienfilm zu inszenieren, ein Versuch, der spätestens dann komische Züge annimmt, wenn John Perry Barlow, der Cyberguru und ehemalige Rinderzüchter aus Wyoming, einen britischen Gentleman des 19. Jahrhunderts gibt.
Auch sonst lassen Inszenierung wie Drehbuch zu wünschen übrig: Hauptdarstellerin Francesca Faridany ist pampig und geht dem Zuschauer spätestens nach einer halben Stunden echt auf die Nerven. Zum absurden Ende bringt sie Adas Tochter zur Welt: Deswegen auch „Conceiving Ada“, was sowohl „Ada begreifen“ wie „mit Ada schwanger sein“ bedeutet.
Als traditionelles Erzählkino überzeugt „Conceiving Ada“ nicht, und für einen experimentellen Independent-Film ist das Ganze wieder zu konventionell. Dieselbe Unentschlossenheit schadet auch der Charakterisierung von Ada Lovelace. Vorsichtig will Hershman eine zu simple Heroisierung ihrer Protagonistin vermeiden. Doch mit Adas mathematischen Leistungen setzt sich der Film dann nicht allzu detailliert auseinander. Statt dessen werden spekulativ ihr „Doppelleben“ mit Liebhabern, die Drogen und Pferdewetten betont - und damit ist der beknackte deutsche Titel „Leidenschaftliche Berechnung“ leider gar nicht so unpassend gewählt.“
„Conceiving Ada“ wird am Donnerstag um 19.30 Uhr in Kooperation mit der Kunsthalle Bremen im City 46 gezeigt