: Wo das Meer gegen Deiche schlägt
Im vergangenen Herbst und Winter gab es häufiger Sturmfluten. Ein Zeichen des Klimawandels muss das nicht sein
Als Orkan Sabine auf die Küste von Wangerooge traf, riss die Nordsee den Badestrand mit sich. Die Kette schnell hintereinander folgender Sturmfluten im Februar, die das ausgelöst hatte, bezeichnen Experten als ungewöhnlich. Am Pegel Cuxhaven etwa zählte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) seit 15. September 20 leichte Sturmfluten. Im Durchschnitt treten solche laut NLWKN nur zehn Mal pro Jahr auf.
Allerdings sagte NLWKN-Sprecher Carsten Lippe in Norden (Landkreis Aurich): „Eine grundsätzliche Tendenz zu einer Häufung von Sturmfluten ist anhand unserer Daten bisher nicht zu erkennen.“ In den vergangenen Jahrzehnten habe es immer Schwankungen gegeben – ein Einfluss des Klimawandels lasse sich nicht feststellen.
Auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sieht bisher nicht, dass mit dem Klimawandel Sturmfluten signifikant häufiger aufträten. „Allerdings steigt durch den Klimawandel der Meeresspiegel und damit in etwa gleichem Maße die Höhe der Sturmflutscheitelwasserstände“, sagte Stephan Dick vom BSH.
„Wenn der mittlere Meeresspiegel um einen halben, dreiviertel Meter gestiegen sein wird, werden eben auch Sturmfluten höher sein als heute“, erklärt Geo-Ökologe Helge Bormann. Er forscht an der Uni Oldenburg zu Folgen des Meeresspiegelanstiegs. „Wenn das Wattenmeer nicht gleichermaßen mitwächst, werden wir mehr Wellen haben und dann werden wir eben auch mehr Belastungen haben auf die Küstenschutzbauwerke.“ Denn das Wattenmeer nimmt durch flache Wasserstände den Wellen die Energie. Das würde höheres Risiko bedeuten, auch bei gleichbleibender Zahl der Sturmfluten.
Ab wann von einer Sturmflut gesprochen wird, definiert das BSH anders als der NLWKN. Das Amt verzeichnete an der niedersächsischen Küste seit Juli 2019 acht Sturmfluten. „Wir befinden uns im oberen Durchschnitt, aber extrem war es bislang nicht“, so Dick. (dpa)
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