WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Sommerpause ist zu Ende. Zumindest im Weddinger Prime Time Theater. Ab Freitag geht dort die Theatersoap „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ in die nächste Runde. Für alle diejenigen, deren Gedächtnis durch die lange Sommerabstinenz Schaden genommen hat oder die totale Neueinsteiger sind, gibt es erst mal ein kurzes Flashback „Was bisher geschah“. Dann taucht die neue Folge in soziale und territoriale Problemzonen unserer Hauptstadt ein: Prenzlauer Berg ist zu teuer und langsam out. Jetzt wird in den Wedding rübergemacht: „Die Invasion der Prenzelwichser“. Vom Aussteigen und Neuanfangen, und zwar nicht nur im Wedding, handelt ein Theaterabend im Acud, den Claudia Maria Bauer aus Douglas Couplands Roman „Generation X“ gefiltert hat. Es geht um drei Freunde, die in Berlin nichts weniger als dem Sinn des Menschseins auf die Spur kommen, allen Konsumzwängen entsagen, sich völlig besitzlos machen, also „Neue Menschen“ werden wollen. Premiere Mittwoch. Wie schwer das mit dem neuen Menschen werden kann, davon konnte Thomas Brasch ein Lied singen, und zwar ein recht fatalistisches. Auch die mittelalterliche Dichterin Hrowitha von Gandersheim hat sich für die Möglichkeiten des Einzelnen interessiert, sich zwischen Heil und Verdammnis zu entscheiden. Der Schauspieler Nino Sandow hat zusammen mit der Schauspielabschlussklasse der Potsdamer HFF Texte von Brasch und Gandersheim aufeinander prallen lassen. Das Match ist, wie man hört, 3:1 ausgegangen und das Ergebnis in Form einer Theaterproduktion ab Montag im Centrum Judaicum zu betrachten. Der Kulturausflug diese Woche führt nach Schloss Rheinsberg, wo am Freitag die Brandenburger Symphoniker Kay Kuntzes Inszenierung von Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ begleiten werden.