: Kirche bittet Heimkinder um Vergebung
MISSHANDLUNG Die Evangelisch-lutherische Landeskirche und das Diakonische Werk entschuldigen sich
Christoph Künkel, Diakonie
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche und das Diakonische Werk haben misshandelte Heimkinder um Vergebung gebeten. Es sei beschämend, dass in den 50er und 60er Jahren der christliche Anspruch von der Wirklichkeit nicht gedeckt wurde, hieß es bei einer Tagung zur Aufarbeitung der Schicksale misshandelter Heimkinder am Mittwoch in Hannover. Die Betroffenen sollten therapeutisch und seelsorgerlich begleitet werden. Nach Angaben der SPD-Landtagsfraktion waren allein in Niedersachsen etwa 50.000 Kinder betroffen. Bundesweit waren es bis zu einer Million.
„Es ist schweres Unrecht passiert. Wir wollen gemeinsam mit den Betroffenen die Situation in den Heimen aufarbeiten“, sagte Diakonie-Direktor Christoph Künkel. Die evangelische Kirche räumte ein, dass es in den Kinderheimen häufig zu Gewaltanwendungen kam, oft massiver psychischer Druck herrschte und die Kinder nicht individuell gefördert wurden. „Dadurch ist die Würde der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen oft nachhaltig verletzt und ihr Leben beschädigt worden“, heißt es in der von Landesbischöfin Margot Käßmann und Künkel unterzeichneten Erklärung. Gemeinsam setze man sich dafür ein, dass in den heutigen Einrichtungen ohne Gewalt, in einer Atmosphäre des Respekts, einfühlsam und achtsam miteinander umgegangen werde.
Betroffene kamen ebenso zu Wort wie Podiumsteilnehmer aus Politik und Kirche. Heimkinder aus den 50er Jahren hatten zuvor von verheerenden Zuständen berichtet: „Prügel mit Lederriemen, Gummischläuchen oder Stöcken ins Gesicht. Der Zwang, Erbrochenes aufzuessen.“
Die Landeskirche und die Diakonie betonten, die Mitarbeiter in den Heimen qualifiziert weiterzubilden. Die untergebrachten Kinder und Jugendlichen sollten eine Ausbildung erhalten. Zudem wollen sie sich dafür einsetzen, dass die Lebenssituation der Betroffenen und die Arbeitssituation der Mitarbeiter durch kritische Begleitung und Beratung ständig verbessert werde. (dpa)