Streit um Jugendarrest

SCHULPFLICHT Schulsenator Rabe will hartes Vorgehen gegen Schulschwänzer nicht evaluieren

Was ist gut für Hamburgs Schüler und wie kann man das belegen? Darum gibt es Streit, nachdem bekannt wurde, dass in Hamburg im vorigen Jahr 41 Schulschwänzer in Jugendarrest kamen, weil sie ein Bußgeld nicht bezahlten.

Dass das Vorgehen der Stadt immer härter wird, belegen jetzt auch Zahlen aus einer Anfrage der GAL. Demnach wurden 2009 noch rund 10.000 Euro an Bußgeldern verhängt. 2011 war die Summe mit 21.951 Euro doppelt so hoch. Insgesamt wurden 475 Schulpflichtverletzungen mit 813 Bußgeldern bestraft.

Wie berichtet, erhebt die Stadt seit einigen Jahren diese Bußgelder nicht nur von Eltern, sondern auch von Schülern ab 14 Jahren. Für Verspätungen oder Fehlstunden werden ab dem ersten Tag 75 Euro fällig, bei Wiederholungen 125 Euro. Zahlen Schüler nicht, kann ein Jugendrichter bis zu sieben Tage Arrest verhängen.

Schulsenator Ties Rabe hat jetzt im Abendblatt-Interview das Vorgehen verteidigt. „Das Bußgeld hat eine positive Wirkung, weil es Schülern und ihren Eltern zeigt: Hier hört der Spaß auf“, sagte er. Mit dem Bußgeldbescheid klingelten die Alarmglocken. Rabe: „Dann ist der Kopf frei, um pädagogische Maßnahmen zu verabreden.“ Fragen nach statistischen Belegen wies Rabe zurück. Es handele sich hier um Erfahrungswerte von Pädagogen und Schulleitern. Rabe wörtlich: „Manchmal glaube ich, dass ich sogar dann eine Evaluation machen müsste, wenn ich nur meinen Schreibtisch an eine andere Stelle rücken würde.“

Die GAL-Schulpolitikerin Stefanie von Berg findet diese Äußerung unangemessen. Rabe verniedliche das Problem. „Es ist ein Unterschied, ob man Möbel verschiebt oder Schüler einsperrt.“

Gerade wenn der Senator sage, er greife künftig noch härter durch, müsse er die Sinnhaftigkeit belegen. Von Berg: „Die Schulbehörde sollte darlegen, was aus den Schüler geworden ist, die im Jugendarrest waren.“ Eine solche Dokumentation lasse sich „relativ einfach umsetzen“.

„Wir haben bislang solche Daten nicht erhoben“, sagt Rabes Sprecher Peter Albrecht. Zumindest für die Vergangenheit lasse sich dies nicht ermitteln.  KAJ