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Archiv-Artikel

„Richtig harte Arbeit“

WIESENSPASS Beim Drachenfest in Lemwerder lernen Figuren fliegen und Kinder, wie Drachen kämpfen

Von JPB
Uwe Schwettmann

■ 55, organisiert Drachenfeste in ganz Deutschland, auch das in Lemwerder. Er selbt hat 25 Lenkdrachen und Einleiner.

taz: Herr Schwettmann, Sie tun mit Ihrem Drachenfest immer so harmlos!

Uwe Schwettmann: Was heißt hier „ich tue harmlos“?

Sie verschweigen die Kampfdrachen …

Sie meinen die Rokkakus? Das sind alte japanische Kampfdrachen, die früher mit Klingen versehen waren: Demjenigen, dessen Drachen am längsten oben blieb, wurden die Wasserrechte zugeteilt. Wir spielen den Kampf nach und versuchen, die anderen Drachen auf den Boden zu drücken. Früher wurden Drachen leider auch für Kriegszwecke eingesetzt.

Tatsächlich?

Man ließ etwa Drachen mit reflektierendem Material steigen, um Funkstörungen zu erzeugen. Und es gab „Man-Lifting-Systeme“, bei dem jemand in einem Korb am Drachen hochgefahren wurde, um die feindlichen Linien zu erkunden.

Dass Drachen nicht nur Spielzeug sind, hat ja auch ein Bremer Reeder gezeigt.

Frachter von Drachen ziehen zu lassen ist der neueste Trend. Es spart bis zu 30 Prozent Sprit.

Kitesurfen ist heute richtig populär. Merken Sie das auch an Land?

Auf alle Fälle. Es kommen mehr junge Leute nach. Viele fangen mit dem Kitesurfen an und schwenken dann auch auf Lenkdrachen und bequemere Einleiner um.

Die Opa-Drachen?

Das ist weit gefehlt! Teilweise sind Einleiner 20 oder 30 Meter groß, das ist richtig harte Arbeit, die an den Himmel zu stellen und wieder herunterzuholen. Die Drachen werden fast alle selbstständig genäht.

Hat sich ihre Konstruktion verändert?

Zu meiner Zeit haben wir mit Holzleisten und Zeitungspapier gearbeitet. In China, wo sie herstammen, wurden sie in früheren Jahrhunderten noch aus Seide und Bambus konstruiert. Heute gibt es Kunst-Stoffe, die die Drachen wesentlich flugfähiger machen.

Brauchen große Drachen mehr Wind?

Ja, die großen sind meist Staukammer-Drachen, richtige Figuren, mit wahnsinnig vielen Quadratmetern an Tuch. Bis die steigen, müssen sie sich erst mal richtig füllen. Die kleineren Drachen schweben.  Interview: JPB

Sa. + So., jeweils ab 11 Uhr, Ritzenbütteler Sand in Lemwerder