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Quatsch mit Soße

Sogar Brandenburg will jetzt kulinarisch werden

Bis Preußenkönig Fritz die Kartoffel in den märkischen Sand setzte, wurden in Brandenburgs kargen Kochnischen bloß Kienäpfel und Kiefernwurzeln zu einer lecker harzigen Soljanka ausgekocht. Auch die Arbeiter- und Bauernküche der DDR hinterließ in der Magengegend zwischen Prignitz und Neiße eher unverdauliche Altlasten wie Würzfleisch und Wurstgulasch. Nun hat man jedoch ausgerechnet im Stammland von Küchenmeister Schmalhans einen „Fleischsommelier“ ausgebildet, berichtete dpa gestern. Der erste landeseigene Fleisch­auskenner, der 22-jährige Justin Hosseini, graduierte unlängst vom einfachen Metzgermeister zum Schwarten- und Schnitzelbesprecher. Denn Kernkompetenz jeden Sommeliers ist die hochfrequente Belaberung eines gewöhnlichen Nahrungsmittels, das dadurch exorbitante Wertsteigerung erfährt, aber genauso schmeckt wie vorher. Wein, Wasser, Käse und Bier sind den quasselnden Gastrosophen längst zum Opfer gefallen, nun müssen sich wohl auch noch Rippchen, Würste und Haxen im prätentiösen Kauderwelsch der Beratungspoesie rühmen lassen. Und das im kalorienarmen Brandenburg! Die endgültige Sommelisierung (wenn nicht gar Sommelisation) der essbaren Welt ist kaum noch aufzuhalten.

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