Tarifrunde geplatzt

Arbeitgeber des Einzelhandels blasen Verhandlungen ab. „Völlig inakzeptables Verhalten“, so die Gewerkschaft

DÜSSELDORF taz ■ Der Tarifstreit im nordrhein-westfälischen Einzelhandel eskaliert: Die Arbeitgeber sind zu keinem Gespräch bereit. Sie sagten gestern einen für morgen angesetzten Verhandlungstermin mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di wieder ab. Ihre Begründung: Der Termin mache keinen Sinn. Für heute hat die Gewerkschaft nun Proteste angesagt. Zuletzt war die dritte Tarifrunde Anfang Juli gescheitert.

Der Tarifstreit schwelt schon lange in NRW: Seit dem 1. April sind die Lohnverträge für die rund 410.000 Beschäftigten in NRW gekündigt. Ver.di fordert für sie eine Einkommenssteigerung von 3,5 Prozent, mindestens aber 70 Euro. Die Arbeitgeber legten in den bisherigen drei Verhandlungsrunden kein Angebot auf den Tisch. Sie forderten im Gegenteil betriebliche Öffnungsklauseln, nach denen Firmen weniger als den tariflichen Mindestlohn bezahlen könnten.

„Das Arbeitgeberverhalten ist völlig inakzeptabel“, sagt die Ver.di-Verhandlungsführerin Liselotte Hinz. Es stellte sich die Frage, ob sie die Tarifverträge überhaupt wollten. „Was sie von uns verlangen, ist unseriös.“ Ihrer Meinung nach werde so der Flächentarifvertrag im Einzelhandel vernichtet.

Für heute hat die Dienstleistungsgewerkschaft nun Protestaktionen in Dortmund angekündigt. In acht größeren Einzelhandelsbetrieben in Düsseldorf und Erkrath ruft Verdi die Beschäftigten zu Betriebsversammlungen zusammen.

Auch die Arbeitgeber stellen sich auf einen langen Kampf ein: Heinz Trompetter, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordrhein-Westfalen, geht von „sehr langen Verhandlungen aus“. Die Gemengelage der Interessen sei so schwierig, dass sie sich sogar bis ins Weihnachtsgeschäft hinziehen könnten. JOE