Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Man kann das als eine musikalische Debatte hören: Von einem kreischenden Messer ist in dem ersten Lied die Rede, das einer wunderbaren Kreatur den Tod bringen wird. Nur weil manche diese Kreatur verspeisen wollen.

Bei dem Lied handelt es sich natürlich um „Meat is Murder“, Morrisseys Vegetarismus-Hymne, erschienen 1985 auf dem gleichnamigen Album von The Smiths. Möglicherweise nicht so bekannt wie diese Anklage des Fleischkonsums ist das Lied „Vegetable Rights“, in dem die US-amerikanische Kunstpunkband Artless davon singt, dass man schon auch mal an die Gemüserechte denken müsse und dass man selbst doch wisse, dass das, was so Salat heißt, allemal eine Schlachteplatte sei. Und was ist denn bitte sehr mit dem Mais, gemetzelt in seiner Blüte? Erschienen ist das Artless-Lied 1987.

Und tatsächlich haben jetzt diese beiden Lieder eigentlich nichts mit dem Konzert zu tun, um das es hier gehen soll. Nur, dass halt auch da Grünzeug ein Thema ist, weil bei Plants and Empire, einem von der Klangforscherin Christina Ertl-Shirley betriebenen Projekt, eben Klänge von Pflanzen erzeugt werden, indem die mit elektronischen Mitteln sozusagen zur Lautgebung befragt werden. Am Samstag ist das Ergebnis dieser Kraut-und-Rüben-Musik im Ausland zu hören. Sicher sein darf man sich, dass da keine Karotte ein fröhliches „Stairway to heaven“ pfeifen wird, eher klingt das nach nochmals übers Schmirgelpapier gezogenem Minimaltechno (Lychener Str. 60, 20.30 Uhr).

„Vegetable rights!“, heißt es im Chorus des Liedes. „The time has come to take them off the shelves. Vegetable rights! We must speak for them, they can't speak for themselves.“ Tatsächlich kann man sich nicht mehr so recht ein Konzert vorstellen, in dem zum Beispiel Meerschweinchen an den Ohren gezogen wird, nur um zu schauen, was da musikalisch rauskommen kann.

Und eigentlich sind sie beiden angesprochenen Lieder schon deswegen topaktuell, weil man musikalisch ja rundherum beschlossen hat, die 80er zu spielen: Im Supamolly macht das mit Tisophone am Freitag ein Trio aus Lyon mit einer so unterkühlten, experimentalrumpelnden und tiefschwarz grundierten Musik, dass der das Etikett Cold Wave angepappt wurde. Passt prima zu diesem Trotz und kalten Tränen (Jessnerstr. 41, 21.30 Uhr). Und im Schokoladen gibt es am Montag mit Pop. 1280 eine Industrialpoppunk-Band aus New York zu hören, die bestimmt der Meinung ist, dass man eine anständige Party am besten feiert, wenn man unentwegt Joy Division hört und zur Abwechslung mal was von Suicide (Ackerstr. 169, 20 Uhr).