: Torwandfrau gesucht
Ab morgen heißt es wieder „Aktuelles Sportstudio“, kommt schon eine Stunde früher – und hat immer noch keine Moderatorin (Sa., 22.00, ZDF)
von JUTTA HEESS
Früher war alles besser. Deshalb vielleicht will das „Sportstudio“ des ZDF „Back to the roots“. So wird eine Programmreform beschrieben, die zum Beginn der neuen Bundesliga-Saison in Kraft tritt: Der Klassiker unter den Sportsendungen wird am Samstag auf seinen alten Namen „Das aktuelle Sportstudio“ zurückgetauft.
Das ist lediglich für diejenigen eine Nachricht, die überhaupt mitbekommen haben, dass seit 2000 nur noch vom „ZDF-Sportstudio“ die Rede war.
Nein, bei der Rückkehr zum alten Namen handele es sich nicht bloß um eine unwichtige Etikette, sagt Thomas Fuhrmann, der neue Leiter der Sendung, sondern damit sollten traditionelle Stärken und Werte der 42 Jahre alten Sendung wieder betont werden. Ein neues Konzept habe er gemeinsam mit seinen Kollegen ausgearbeitet. „Aber es wird keine Revolution geben“, fügt er hinzu und trägt so vorab zur Ehrenrettung des ehemaligen Chefs des ZDF-Sports, Wolf-Dieter Poschmann, bei.
Schließlich könnte der es doch als schallende Ohrfeige empfinden, dass nun unter der neuen Gesamtleitung von Dieter Gruschwitz die wichtigste Sportsendung des Zweiten saniert wird. Und nicht nur das, auch die alte Sendezeit soll wieder her: Ab Samstag wird das „Aktuelle Sportstudio“ wieder eine Stunde früher über die Bildschirme flimmern.
Im Hinblick auf die TV-Bundesligarechte der Saison 2006/2007, die ab Herbst neu verhandelt werden, ist das ein kluger Schachzug. Denn wenn sich Pay-TV und Liga durchsetzen, läuft alles darauf hinaus, dass die ersten Bilder des Spieltags nicht vor 22 Uhr im Free-TV zu sehen sein werden. Die ARD mit ihrer „Sportschau“ um 18 Uhr hätte das Nachsehen, und das ZDF einen Volltreffer. Thomas Fuhrmann jedoch hält sich diesbezüglich noch etwas bedeckt: „Wir werden uns engagieren und warten auf die Vorschläge der Deutschen Fußball-Liga.“
Weitaus gesprächiger ist der ehemalige Chef vom Dienst von „Frontal 21“, wenn es um die Inhalte des neuen alten „Sportstudios“ geht: „Traditionsreiche Symbole wie Titelmusik, Uhr und Torwand bleiben natürlich, aber sonst versuchen wir, uns zu erneuern.“ Man wolle wieder mehr Geschichten erzählen, hinter die Kulissen kucken, weg von der 1:0-Berichterstattung – und internationale Topstars ins Studio einladen. „Wir wollen unterhaltsam sein“, sagt er und findet, dass es kein Widerspruch sei, Hintergründiges und Entertainment verbinden zu wollen.
Dass dies tatsächlich gelingen kann, bewies der Sender gerade mit der Verpflichtung der Fußball- bzw. Radsport-Experten Jürgen Klopp und Rolf Aldag. Weitaus schwerer tun sich die Mainzer hingegen mit einer anderen Personalie. Auf die Gretchenfrage antwortet Fuhrmann mit einem Stöhnen: „Ach ja, die Lattenkracherin.“ Ein Wort, das Chefredakteur Nikolaus Brender für die gewünschte Moderatorin geschöpft hat. Das ZDF sucht eine Frau, immer noch. Es gibt viele Bewerberinnen, aber noch längst nicht die Richtige. Ganz sicher ist es leichter Kanzlerin, vielleicht sogar Päpstin zu werden als „Sportstudio“-Moderatorin. „Auf eine Frau im ‚Sportstudio‘ wird genau geschaut, und jeder wird wieder von ,Schalke 05‘ schreiben“, sagt Fuhrmann bedeutungsvoll. Dass jedoch Carmen Thomas eine gute Sportmoderatorin war, die sich einmal unglücklich versprochen hat, dass nach ihr noch vier weitere Frauen die Sendung präsentiert haben (Sissy de Mas, Joan Haanappel, Doris Papperitz, Christine Reinhart) und dass man deshalb doch unbefangener mit der Besetzung der Stelle umgehen könnte, sieht er ein: „Die Erwartungshaltung ist vielleicht etwas übersteigert.“ Aber immerhin müsse sich die neue Kollegin mit Monica Lierhaus (ARD) und den männlichen Kollegen vergleichen lassen.
Zumindest Letzteres ist kein Ding der Unmöglichkeit. Und wenn es das ZDF mit seiner Ankündigung „Back to the roots“ tatsächlich ernst meint, darf es nicht mehr allzu lange dauern, bis nach 1995 wieder eine Frau ran darf. Schließlich fragte Carmen Thomas bereits vor 32 Jahren: „Da soll die Moderation einer Sportsendung etwas so Empörendes oder gar Sensationelles sein? Also ich weiß nicht.“