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Archiv-Artikel

Senat: Studium ist zu verschult

HOCHSCHULEN Bremer Senat legt durchwachsene Bilanz der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge vor und verspricht Nachbesserungen

Von AG
Der Bologna-Prozess

Ein einheitliches europäisches Hochschulwesen wollen 29 EU-Länder bis 2010 schaffen. Diese Absicht haben sie 1999 im italienischen Bologna vereinbart.

■ Bologna soll die Mobilität von Studierenden wie Lehrenden innerhalb Europas fördern.

■ Uni-Abschlüsse werden mit Bachelor und Master vereinheitlicht.

■ Studienleistungen werden mit Credit Points (CP) belohnt. Die messen den Arbeitsaufwand: Ein CP steht für 25 bis 30 Arbeitsstunden. Das soll Leistungen international vergleichbar und anrechenbar machen.

Nachbesserungsbedarf sieht der Bremer Senat zehn Jahre nach Einführung der so genannten Bologna-Reformen an den Hochschulen. Studierende klagten über zu viel Stoff und zu wenig Zeit, der Prüfungsaufwand für Studierende wie Lehrende sei gewachsen, das Studium stellenweise zu stark verschult, hieß es in einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU. Zudem sei die Mobilität der Studierenden innerhalb Europas – eines der Bologna-Hauptziele – besonders in der Bachelorphase gering. Dort, so der Senat, werde „nachgesteuert“. In Zukunft solle stärker auf die „Studierbarkeit“ der Studiengänge geachtet werden. Dazu müssten die Curricula überarbeitet werden.

Bei der Betreuung schneiden die Fachhochschulen in der Senatsbilanz besonders schlecht ab: Auf 33,5 Studierende kommt dort eine Lehrkraft – das ist bundesweit der letzte Platz. Bei der Hochschule Bremen selbst ist man über diesen Vergleich „nicht glücklich“. Die Zahl der Köpfe allein greife zu kurz, sagt Hochschulsprecher Ulrich Berlin. Der Anteil der Lehre sei bei der Arbeitszeit von Fachhochschul-ProfessorInnen um das Dreifache höher als der von Uni-ProfessorInnen. Deshalb, so Berlin, bleibe an der Fachhochschule mehr Zeit für individuelle Betreuung.

„Nicht nachvollziehbar“ ist die Senats-Bilanz für Nele Stubben, AStA-Vorsitzende an der Bremer Uni. Von selbst organisiertem Lernen könne angesichts von Anwesenheitspflicht und hoher Prüfungsdichte keine Rede sein. „Es gibt meist Überblicks- und Einführungsveranstaltungen“, sagt Stubben, „aber kaum inhaltliche Seminare“. Die Bologna-Reform gehe insgesamt am Interesse der Studierenden vorbei: Der Leistungsdruck während des Bachelors sei wegen der begrenzten Zahl der Master-Plätze hoch. „Das System ist auf der Annahme aufgebaut, Bachelor-Absolventen würden die Uni verlassen und keinen Master machen wollen“, so Stubben. „Dabei finden die meisten mit einem Bachelor nicht mehr als unbezahlte Praktika“, glaubt die AStA-Vorsitzende.

Der Bremer Senat findet aber auch Positives an der Reform. Die Einführung von Lehrmodulen und Credit Points fördere die „Fähigkeit zum selbst organisierten Lernen“. Ergebnis des neuen Systems, so der Senat, sei ein „transparentes und klar strukturiertes Studienprogramm“. Konkrete Zahlen, etwa zur durchschnittlichen Studiendauer, fehlen in der Senatsantwort allerdings völlig. Dazu gebe es bisher keine belastbaren Daten, heißt es darin lediglich. AG